Wie alles begann
Vor vielen Jahren stieg ich nach bestandenem Studium bei einer internationalen Unternehmensberatung ein. Ich kam mit Projekten und der IT in Berührung. Denn bei einer Unternehmensberatung geht es im Prinzip nur um Projekte. ”Hast Du ein Projekt?” – “In welchem Projekt bist Du?” und “Wo bist Du gerade unterwegs?” – das waren die Fragen am Happy Friday, den es damals bei uns gab. Es war immer eine nette Gelegenheit, sich mit Kolleg:innen zu treffen und von der Projektwoche beim Kunden zu erzählen.
Nun ist das mehr als 20 Jahre her und ich kann sagen: agil waren diese Projekte nicht. Projektpläne waren wichtig und vor allem das Projektreporting: Budget, Time, Qualität. Das war und ist ja auch OK. Jedenfalls, wenn die Aufgabe dazu passt. Denn es gibt einem ein Gefühl der Sicherheit und Klarheit. Sicherheit und Klarheit sind sehr wichtig für das Wohlbefinden – sowohl im Projektmanagement als auch im Unternehmertum.
Mit Scrum fing es an…
Später – inzwischen auch schon mehr als 10 Jahre her – kam ich mit Scrum in Berührung, oder grob – agiles Projektmanagement. Scheinbar ein Paradigmenwechsel: Ist es nicht ein Verlust von Sicherheit und Klarheit, wenn es keine detaillierten Pläne und todo-Listen mit Aufgabenverteilungen im Voraus mehr gibt?
Ich habe es ausprobiert. Ich habe mein erstes Projekt in der für mich neuen Weise begonnen. Es war in Thüringen, dort war ein gutes Team und es gab eine klare Aufgabe, es war nur nicht klar, wie man vorgehen wollte oder konnte. Es war schon zweimal versucht worden, das Projekt klassisch zu starten bzw. in die Realisierungsphase zu bringen – aber es war 2 mal gescheitert! Man hatte sich damals einfach nicht einigen können, was man brauchte und wie man vorgehen sollte. Über die Konzeptphase ist man nicht hinausgekommen – Das Thema war einfach zu komplex – es kannte sich niemand wirklich aus! (und das ist bei IT-Projekten tatsächlich nicht so ungewöhnlich…).
Also führten wir Feedbackschleifen ein: jeden Monat setzten wir uns hin und besprachen das, was wir machen wollten und geschafft hatten. Und so geschah das Verblüffende: Die Klarheit wuchs! Der Fachbereich konnte erklären, was er brauchte. Die IT-Kollegen haben das verstanden und gemeinsam haben wir überlegt, womit wir beginnen wollen und was danach kommt.
Greifbare Ergebnisse
Nun war es kein Riesenprojekt. Es war überschaubar, wir waren ein einziges Team, wir saßen die meiste Zeit zusammen in einem Flur und wir konnten gut zusammenarbeiten. Wir starteten ohne vollständiges Konzept – und das war das Verblüffende – am Ende gab es eine Lösung! Eine Lösung bei der der die Leute vom Fachbereich die Daten so verarbeiten konnten, wie sie es brauchten. Vorher erwies es sich als unlösbares Problem präzise zu sagen, was gebraucht wird. Plötzlich ging es. Wie heißt es so schön: Wenn du das Ziel kennst, schiebt sich der Weg unter deine Füße. Dazu musst du aber gehen… und nicht stehen. Wenn du in der Lage bist auf dem Weg zu lernen, kommst du der Lösung näher.
Ich kenne das ungute Gefühl genau, dass sich bei dir einschleicht, wenn du merkst, dass du momentan keine Lösung für ein Problem weißt. Denn es wird ja von dir erwartet – und du erwartest das auch selber von dir. Ich bin ganz sicher – wenn du einmal wirklich verstanden hast, worum es beim agilen Arbeiten wirklich geht, dann sind ungute Gefühle absolut nicht nötig!
Im Grunde genommen sind es 9 Schritte, die du gehen musst, um deine persönliche Antwort zu finden. Höre dazu auch folgende Folge des agilophil-Podcasts:
9 Schritte, die Du gehen musst, um ein „agilophiler Mensch“ zu werden:
1. Ziel und Vision
Wo willst du hin?
Was ist der wirkliche Zweck deiner Arbeit, deines Teams, deines Unternehmens und wo willst du sein?
Hier liegt dein eigentliches „Wozu“. Es gibt einen Sinn in deiner Arbeit, deinen Anstrengungen und deinen Ideen. Alles läuft auf ein großes Ganzes hinaus. Wenn du dir darüber im Klaren bist und dieses Ziel genau kennst, kann dich nichts mehr stoppen.
2. Standortbestimmung
Wo bist du jetzt?
Wo ist deine Position im Markt, bei den Kunden und persönlich? Wie stehst du zu Agilität?
Du hast eine Menge erreicht, du hast Kunden und Produkte. Wo stehst du aber genau? Wie behauptest du dich gegenüber deinen Wettbewerbern? Wie steht es mit der Kundenzufriedenheit – aber auch mit der Zufriedenheit deiner Mitarbeiter? Wie zufrieden bist du und wie zufrieden sind die Menschen in deiner Umgebung mit deiner Situation? Klarheit bei diesen Fragen verhilft dir zu einer realistischen Einschätzung deiner Situation.
3. Engpassanalyse
Warum bist du nicht da, wo du hin willst?
Was hindert dich daran, dahin zu gehen?
Aus den ersten beiden Punkten ergibt sich ein Delta: Wenn dir klar ist, wo du hin willst und das nicht da ist, wo du jetzt stehst, untersuche die Frage, was dich bisher daran gehindert hat, da zu sein, wo du eigentlich sein willst. Vielleicht besteht dieses Hindernis auch noch fort. Um dein Ziel zu erreichen musst du es überwinden, sonst wirst du da bleiben, wo du heute bist.
4. Aktuelle Positionierung
Löst du die Probleme deiner Kunden?
Kennst du genau die Bedürfnisse deiner Kunden?
Die Positionierung sagt etwas anderes aus als die Standordbestimmung: Die Positionierung geht mehr in den Kundenfokus: Kennst du deine Kunden und weißt du welche Probleme, Bedürfnisse oder Wünsche sie haben? Hast du ein genaues Bild von ihnen und weißt wo der Schuh drückt? – und vor allem – hilfst du deinen Kunden auch das für sich selbst herauszufinden? Bei der Positionierung geht es darum, vom vielfach vorhandenen „Bauchladen“ loszukommen und nicht mehr allen Leuten alles Mögliche anzubieten, sondern deinen Zielkunden exakt die Lösung ihres Problems. Wenn du das erreicht hast, bist du mit deinen Produkten und dein Unternehmen in der richtigen Nische positioniert.
5. Neue Lösungsräume entdecken
Was bedeutet agiles Arbeiten?
Welche Methoden gibt es überhaupt?
Um sich für etwas zu entscheiden muss man erstmal wissen, dass es die Möglichkeit überhaupt gibt. So ist das mit dem agilen Arbeiten auch: Daher mache dich schlau: Informiere dich über die vorhandenen Methoden, Frameworks, Vorteile, Anwendungsfälle und Erfahrungen. Agiles Arbeiten ist nicht neu – seit 25 Jahren gibt es beispielsweise das Framework „Scrum“ – viele Erfahrungen damit existieren rund um den Globus. Kanban ist sogar noch älter (jedenfalls in der Produktion). Dazu kommt noch Design Thinking, OKR, OpenSpace Beta und einige Begriffe mehr, die sich in den letzten Jahren etabliert haben. So vermeidest du das Gefühl, dich für eine Katze im Sack zu entscheiden.
6. Prüfe deine innere Einstellung als Unternehmer
Wie kannst du selbst agil arbeiten?
Was kannst du konkret für dich tun?
Für dich persönlich stellt sich die Frage, wie du agiles Arbeiten auch in deinen Alltag integrieren kannst. Denn nur was du vorlebst, wird auch bei deinen Kunden und Mitarbeitern auf fruchtbaren Boden fallen. Wissen allein ist keine Macht – um das Sprichwort mal zu widerlegen: nur die durch Wissen inspirierte Handlung ist mächtig!
7. Baue deine inneren Blockaden ab
Wie kannst du agile Werte in dir selbst verankern?
Wie kannst du aus Worten Werte machen?
Ich kenne das ungute Gefühl genau, dass sich bei dir einschleicht, wenn du merkst, dass du momentan keine Lösung für ein Problem weißt. Denn es wird ja schließlich von dir erwartet, als Chef:in, Dienstleister:in, Unternehmer:in – und du erwartest das auch selbst von dir! Es wird auch nicht besser dadurch, dass dir einer sagt, das könne man nicht im Voraus planen und das du dazu Experimente machen müsstest. Experimente sind meistens nicht das, was deine Kunden oder vielleicht auch Mitarbeiter von dir erwarten. Aber Erwartungen kann du managen. Diese Gefühle sind oft nur innere Blockaden, die abgebaut werden können. Sobald die äußeren und inneren Hindernisse aus dem Weg geräumt sind, führt dein Weg stetig zum Ziel.
8. Entwickle klare Handlungsoptionen
Plane deine nächsten Schritte
Agiles Handeln ist planvolles Handeln.
Der Begriff des Plans hat aus agiler Sicht allerdings eine andere Bedeutung. Was ist ein Plan? Ein Plan ist eine Abbildung der Realität – Ähnlich wie ein Stadtplan nur eine Abbildung der Stadt ist (und natürlich nicht die Stadt selbst). Ein Plan stellt eine Vereinfachung der Realität dar. Und ein Plan in die Zukunft ist eine Hypothese. Er ist eine Vermutung dessen, was eintreten könnte. Diese Hypothese gilt es möglichst oft zu überprüfen. Genauso kannst du vorgehen, in dem du in kurzen Zyklen exakt planst, was du – bzw. ihr als ganzes Unternehmen- als nächstes tun werdet.
9. Deine Erkenntnis
Ja !
Ich bin agil und möchte ein agiles Team und Unternehmen leiten!
Irgendwann, wenn du wirklich verstanden hast, was hinter diesem „agilen Arbeiten“ steckt, wird es dir klar sein, als hätte es nie anders sein können. In dem du dich und dein Unternehmen auf die agile Reise begibst, wirst du die wirklichen Ziele erkennen und auch erreichen. Ihr werdet Hypothesen aufstellen und diese so oft wie möglich überprüfen, so dass du sicher sein kannst auf dem richtigen Pfad zu bleiben. Dieser Pfad muss aber nicht der sein, auf dem du am Anfang losgegangen bist…
Du erreichst Klarheit
werde „agil-liebend“ = agilophil
Dein Team und dein Unternehmen kann nur wachsen, wenn du selbst wächst.
Du schaust zuversichtlich in die Zukunft. Du hast die Klarheit und Zuversicht, die aus dem Wissen kommt, dass du mit deinen Mitarbeitern einen guten Weg eingeschlagen hast. Du bist froh darüber, in der Lage zu sein, schnell neue Anforderungen umzusetzen und auf neue Ideen äussere Einflüsse zu reagieren…
Du hast die Gewissheit und Sicherheit, dass Eure Ideen die Probleme und Bedürfnisse deiner Kunden lösen…
Du liebst dieses bestätigende Gefühl, dass die Arbeit im Team und in deinem Unternehmen schnell Früchte trägt. Und fühlst einen gewissen Stolz bei dem Wissen, dass nur wenige deiner Mitbewerber kann da mithalten können.
Deine exakte und klare Positionierung am Markt sorgt dafür, dass du genau die Kunden anziehst, die du wirklich haben willst – und deren Probleme oder Bedürfnisse du kennst.
Denn es kommen nur die Kunden zu dir, die dich mögen – und die du selbst magst. Und wenn du deine Kunden magst, dann möchtest du deren Probleme lösen und nicht einfach nur verkaufen oder nur weitere Beauftragungen bekommen. Du bist ein agilophiler Mensch und kannst mit deinem Team in deinem Unternehmen die Welt verbessern!