Situative Scrum Master

agilophil Podcast Folge 109: Situative Scrum Master

Situative Scrum Master – Wie situative Führung im agilen Team funktioniert

In dieser Folge des agilophil Podcasts geht es um die Rolle des Scrum Masters und dessen Bedeutung als Führungskraft in agilen Teams. Ist ein Scrum Master überhaupt eine Führungskraft? Und wie funktioniert Führung in einem selbstorganisierten Team?

Ich nehme Dich mit in die Welt der situativen Führung und erkläre, warum Scrum Master als „Servant Leaders“ gesehen werden, die nicht mit klassischer Hierarchie agieren, sondern dem Team helfen, effizienter und selbstorganisierter zu arbeiten. Dabei schauen wir uns an, wie sich Teams in unterschiedlichen Reifegraden entwickeln und welcher Führungsstil in welcher Situation angebracht ist.

Scrum Master als Führungskraft

Oft gibt es die Vorstellung, dass Scrum Teams ohne Führung auskommen, da sie sich selbst organisieren. Doch der Scrum Guide beschreibt klar: Scrum Master sind Führungskräfte, die dem Team und der Organisation dienen.

Die Führung eines Scrum Masters unterscheidet sich jedoch von klassischer „Command & Control“-Führung. Vielmehr geht es darum, Hindernisse aus dem Weg zu räumen, den Rahmen für effiziente Zusammenarbeit zu schaffen und dem Team zu helfen, seine Arbeitsweise kontinuierlich zu verbessern.

Situative Führung: Wie Teams sich entwickeln

Das Konzept der situativen Führung von Paul Hersey und Ken Blanchard beschreibt, dass Führung an den Entwicklungsstand der Mitarbeitenden oder Teams angepasst werden muss. Dabei gibt es vier Entwicklungsstufen:

  1. Level 1 – Niedriges Wissen und Unsicherheit
    • Hier braucht das Team klare Anweisungen und Vorgaben.
    • Scrum Master sollten die Rahmenbedingungen setzen, Sprintlängen definieren und essentielle agile Methoden wie Dailys und Retrospektiven etablieren.
  2. Level 2 – Erste Erfahrungen, aber noch nicht genug Wissen
    • Das Team beginnt, agiler zu arbeiten, braucht aber noch Unterstützung.
    • Pair Programming und erste Testautomatisierung helfen, Vertrauen in eigene Fähigkeiten aufzubauen.
  3. Level 3 – Fachwissen vorhanden, aber noch Unsicherheit
    • Hier wird die Selbstorganisation weiter gestärkt.
    • Der Scrum Master sollte Entscheidungen zunehmend ans Team delegieren und es ermutigen, eigenverantwortlich zu handeln.
  4. Level 4 – High-Performance-Team
    • Das Team arbeitet selbstständig und trifft fundierte Entscheidungen.
    • Der Scrum Master tritt in den Hintergrund und agiert nur noch als Coach, wenn nötig.

Anwendung auf Scrum Teams

Diese Entwicklungsstufen lassen sich perfekt auf Scrum Teams übertragen. Ein unerfahrenes Team braucht noch Unterstützung und klare Anleitungen, während ein fortgeschrittenes Team mehr Eigenverantwortung übernehmen kann.

Beispiele für Scrum Master-Interventionen je nach Team-Level:

  • Level 1: Scrum Master legt Prozesse fest (z. B. Sprintlängen, Testvorgaben)
  • Level 2: Team wird stärker einbezogen, erste Coaching-Maßnahmen
  • Level 3: Selbstorganisation fördern, langfristige Planung mit Product Owner etablieren
  • Level 4: Scrum Master agiert nur noch unterstützend, das Team trifft selbst Entscheidungen

Führung bedeutet Entscheidungen treffen

Selbstorganisation bedeutet nicht Chaos, sondern eine gezielte Entwicklung hin zur Eigenverantwortung. Der Scrum Master spielt dabei eine entscheidende Rolle: Er hilft, die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen und Hindernisse aus dem Weg zu räumen.

Ein wichtiger Aspekt dabei ist, Entscheidungen nicht zu früh zu treffen. Statt alle Eventualitäten im Voraus zu planen, sollte sich das Team auf die aktuellen Prioritäten konzentrieren.

Beispiel: Braucht das Produkt eine Exportfunktion für CSV, Excel und PDF? Statt alles auf einmal zu entwickeln, wird erst geprüft, was aktuell wirklich gebraucht wird.

Scrum Master – Dein eigenes Level

Nicht nur Teams durchlaufen diese Entwicklungsstufen, sondern auch Scrum Master selbst.

  • Ein unerfahrener Scrum Master sucht noch nach Best Practices und liest sich intensiv ein.
  • Ein erfahrener Scrum Master hat bereits viele Teams begleitet und kann flexibel auf verschiedene Situationen reagieren.

Falls Du Unterstützung brauchst oder Dich mit anderen Scrum Mastern austauschen willst, nutze agile Communities oder Agile Coaches in Deinem Unternehmen. Falls es das nicht gibt, kannst Du Dich jederzeit mit mir vernetzen oder der agilophilen Community beitreten.

Fazit: Führung im agilen Kontext ist situativ

Die Rolle des Scrum Masters ist eine echte Führungskraft, aber nicht im klassischen Sinne. Je nach Team-Level muss der Scrum Master unterschiedliche Strategien anwenden – von klaren Vorgaben bis hin zu völliger Selbstorganisation. Situative Scrum Master lassen sich und das Team entwickeln.

Ressourcen und Links

Wenn Du Dich in Deiner Rolle als Scrum Master weiterentwickeln möchtest oder Fragen hast, kannst Du mich gerne kontaktieren.

Vernetze Dich mit mir auf LinkedIn oder vereinbare einen Termin direkt hier!

Viel Erfolg als Scrum Master:in und beim Entwickeln Deines Teams!

Dein agilophiler Frank

Weitere Episoden des agilophil Podcasts findest du auf der Übersichtsseite Podcast.