Scrum, Kanban oder Scrumban? – Frank Hampe mit Daniel Westermayr
In dieser Episode des agilophil-Podcasts spreche ich mit Daniel Westermayr, einem erfahrenen Kanban-Trainer, Scrum Master und agilen Coach. Unser Thema heute: Scrum und Kanban – die Gemeinsamkeiten, Unterschiede und wie diese beiden Frameworks zusammenarbeiten können. Im Gespräch beleuchten wir, warum diese Methoden oft als Gegensätze wahrgenommen werden, obwohl sie sich in der Praxis hervorragend ergänzen.
Scrum oder Kanban: Was passt besser?
Die Diskussion um „Scrum oder Kanban“ beschäftigt viele agile Teams. Doch Daniel bringt es auf den Punkt: Es geht nicht um besser oder schlechter, sondern darum, was zum jeweiligen Kontext passt. Während Scrum durch klare Rollen und Sprints Struktur gibt, bietet Kanban mit seinem Ansatz „Start where you are“ eine niedrigere Einstiegshürde, vor allem für Organisationen mit etablierten Rollen und Prozessen.
Die wichtigsten Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Daniel erklärt, dass Scrum und Kanban auf denselben Prinzipien beruhen, wie Transparenz, Feedback und Fokus. Die Unterschiede liegen vor allem im Ansatz:
- Scrum bietet ein striktes Rahmenwerk mit festen Rollen, Iterationen und Meetings wie Dailys, Reviews und Retrospektiven.
- Kanban setzt auf eine evolutionäre Veränderung. Es gibt keine vorgegebenen Rollen oder Iterationen, sondern es startet dort, wo das Team aktuell steht – „Start where you are“.
Daniel betont, dass Kanban besonders bei Organisationen mit traditionellen Rollenbildern eine niedrigere Einstiegshürde bietet, da es bestehende Strukturen nicht sofort infrage stellt. Scrum hingegen fordert oft eine radikalere Umstellung, was den Einstieg schwieriger machen kann.
Die Stärken von Kanban
Kanban bietet einfache, aber effektive Praktiken, die in jedem Kontext angewendet werden können:
- Arbeit visualisieren: Durch Visualisierung – sei es ein physisches Board oder ein digitales Tool – wird der Fortschritt sichtbar. Dies fördert nicht nur die Transparenz, sondern auch die Zusammenarbeit.
- Work in Progress (WIP) limitieren: Weniger parallele Aufgaben bedeuten schnellere Durchlaufzeiten und bessere Ergebnisse. Daniel nennt den Tipp: „Ein Kärtchen weniger als Menschen im Team“ – eine einfache Regel mit großer Wirkung.
- Flow optimieren: Kanban fokussiert auf den Arbeitsfluss, um Engpässe zu identifizieren und zu beheben. Dies macht Teams vorhersehbarer und ermöglicht verlässliche Aussagen über Lieferzeiten.
Ein interessanter Punkt: Kanban kann Organisationen helfen, die Unsicherheiten von Arbeitsprozessen besser zu verstehen. Daniel erklärt, dass Variabilität und Schwankungen normal sind – wie bei der täglichen Fahrtzeit ins Büro, die je nach Verkehrslage variiert. Diese Einsicht ist zentral, um realistische Planungen zu erstellen.
Besonders die WIP-Limitierung erweist sich für viele Teams als Augenöffner.
Scrum und Kanban: Warum sie zusammengehören
Wir diskutieren auch, wie die beiden Frameworks sich ergänzen:
- Scrum-Dailys und Reviews können durch Kanban-Praktiken wie WIP-Limits verstärkt werden.
- Kanban-Boards lassen sich in Scrum-Umgebungen verwenden, um den Fortschritt und den Arbeitsfluss besser sichtbar zu machen.
Beide Frameworks haben ihre Wurzeln im Lean Management und verfolgen das Ziel, den Wert für den Kunden zu maximieren
Die Bedeutung von Agilität
Ein wichtiger Punkt des Gesprächs ist die Feststellung, dass agiles Arbeiten nicht nur auf Methoden basiert, sondern auf einer inneren Haltung. Transparenz, Offenheit und der Wille, stetig besser zu werden, sind die zentralen Elemente agilen Denkens – egal, ob mit Scrum, Kanban oder einer Kombination aus beiden.
Daniels Quick-Tipp
Für alle, die direkt mit Verbesserungen starten möchten, gibt Daniel einen praktischen Quickwin: Beginnt mit einer WIP-Limitierung. „Ein Kärtchen weniger als Menschen im Team.“ Dieser einfache Ansatz schafft Flexibilität und sorgt dafür, dass Prozesse effizienter ablaufen. Diese kleine Veränderung kann einen großen Unterschied machen und verhindert, dass Aufgaben in langen Warteschlangen feststecken.
Kontakt zu Daniel Westermayr
Wer mehr über Daniel und seine Arbeit erfahren möchte, erreicht ihn am besten über:
- LinkedIn: Daniel Westermayr
- Website: www.colnet.de
Quellen und Empfehlungen:
Scrum Guide: scrumguides.org
Kanban-Guide: kanban.university
Buchtipp: Kanban: Der evolutionäre Weg zu agilen Organisationen. von David J. Anderson
Ich hoffe, diese Folge gibt dir wertvolle Impulse für deine Projektarbeit. Lass mich gerne wissen, wie dir das Gespräch gefallen hat, und teile deine Erfahrungen mit Scrum, Kanban oder Scrumban im Kontaktformular oder direkt auf LinkedIN.
Dein agilophiler Frank
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