Innovation braucht Agilität - Interview mit Bianca Prommer

agilophil Podcast Folge 177: Innovation braucht Agilität – Interview mit Bianca Prommer

Ist Innovation ohne Agilität überhaupt möglich?

In dieser Folge spreche ich mit Bianca Prommer darüber, wie Unternehmen Innovation nicht dem Zufall überlassen, sondern systematisch ermöglichen können – und welchen Platz Agilität dabei hat. Innovation in Europa ist gerade jetzt dringend notwendig, gleichzeitig gelten viele agile Methoden als gescheitert – In dieser Folge erfährst du, wie man trotzdem, gerade unter Druck, neue Wege finden kann. Wir loten aus, wie Innovationsmanagement in der Praxis aussehen muss, damit gute Ideen nicht in der Schublade bleiben, sondern echten Mehrwert bringen.

Wer ist Bianca Prommer?

  • Bianca ist Innovationsberaterin, Autorin und Podcastern aus Weiz (bei Graz, Österreich), sie arbeitet für KMU, Industrie, Banken und Sozialeinrichtungen im deutschsprachigen Raum.
  • Ihr Schwerpunkt: Mindset Shift, Tools und Methoden, damit Innovation möglich wird – nicht linear, sondern ganzheitlich und systematisch.

Was ist Innovation – Definition mit Anspruch

Bianca hebt hervor: Innovation ist mehr als eine gute Idee. Für sie ist eine Innovation erst dann erfüllt, wenn:

  1. es einen Mehrwert für eine Zielgruppe schafft,
  2. diese Zielgruppe bereit ist, diese Idee zu nutzen bzw. im Falle von externen Innovationen auch zu bezahlen (das berühmte „from idea to invoice“),
  3. und: nicht nur das Produkt oder die Idee selbst, sondern Alles darum herum zählt – das Geschäftsmodell, die Markteinführung, die Verpackung, die Geschichte.

Warum Innovation oft scheitert

  • Interne Blockaden sind der Hauptgrund: Zu viele „Neins“ – Widerstand, der verhindert, dass Neues ausprobiert wird.
  • Kultur & Mindset: Die Erwartung, dass Dinge durchgezogen werden müssen, egal was kommt. Beharrlichkeit kann zum Hindernis werden, wenn man Projekte nicht loslässt.
  • Fehlender Freiraum und Ressourcen: Ohne Unterstützung von der Führung und ohne Budget, Zeit und Entscheidungsspielräume ist Innovation schwer realisierbar.
  • Überregulierung / Bürokratie: Wenn Vorschriften und Prozesse so stark gewichtet sind, dass sie Innovation lähmen.

Wie kann ein Innovationssystem aussehen

Bianca zeichnet ein Bild von Innovationsmanagement, das nicht nur aus einzelnen Workshops besteht, sondern systemisch und ganzheitlich angelegt ist:

  • Identifikation von Chancenfeldern (Trendbeobachtung, Markt, Technologien)
  • Ideenentwicklungs‐Phase: neue Ideen generieren, testen, Feedback holen
  • Prototyping und Konzeptentwicklung
  • Markteinführung – und Vermarktung inklusive Geschäftsmodelle sehen und anpassen

Wichtig sind dabei:

  • Agile Methoden in unterschiedlichen Phasen: z. B. Design Thinking in der Ideation, Scrum in der Produktentwicklung, Kanban im Betrieb oder bei kontinuierlicher Verbesserung.
  • Eine Observe & Learn Phase: rausgehen, schauen, was Nutzer tun, wie andere Unternehmen denken – Inspiration außerhalb der Komfortzone suchen. Sie verweist dabei auf die FORTH Innovationsmethode.
  • Feedbackzyklen, um nicht blindlings zu investieren, sondern Schritt für Schritt zu lernen und zu justieren.

Krise als Innovationschance

Bianca nennt zwei Situationen, in denen Unternehmen oft den Mut finden, wirklich Neues zu wagen:

  1. Wenn es einem sehr gut geht – Ressourcen, Spielraum, gute Aufstellung.
  2. Wenn sie mit dem Rücken zur Wand stehen – wenn das Bestehende nicht mehr ausreicht und Veränderung überlebenswichtig erscheint.

Das Beispiel eines niederländischen Bauunternehmens zeigt, wie man aus der Krise heraus ein komplett neues Geschäftsmodell aufgebaut hat – etwa mit 3D‑Druck für Fassaden, außerhalb gewohnter Strukturen.

Agilität & Innovation: eine notwendige Verbindung

Agile Methoden sind für Bianca kein schickes Schlagwort, sondern integraler Bestandteil eines Innovationssystems:

  • Sie helfen, Risiken zu verringern, weil man früh Feedback einholt
  • Sie ermöglichen kurze Iterationen, Adaptivität und die Bereitschaft, Dinge auch wieder zu stoppen oder anders zu denken
  • Aber: Viele Unternehmen nutzen sie noch sehr klassisch oder gar nicht, bevorzugen Stage‑Gate Prozesse, klassische Phasenmodelle

Exnovation – bewusstes Aufhören als Innovationsmotor

Ein besonders spannender Gedanke: Nicht nur Neues beginnen, sondern auch Altes loslassen. Exnovation heißt das – bereits laufende oder blockierende Projekte, Produkte, Services bewusst beenden, wenn sie keinen Mehrwert mehr liefern oder Innovation im Weg stehen.

Politik und Rahmenbedingungen

  • Bianca sieht eine Rolle der Politik darin, Rahmenbedingungen zu schaffen, nicht Vorschriften zu erlassen, die Innovation erschweren.
  • Förderungen, Finanzierung, Bürokratieabbau sind sinnvoll, zum Beispiel im Kontext des EU Innovation Act.
  • Datenschutz oder DSGVO werden als Beispiele genannt, wie gut gemeinte Regelungen schnell Hindernisse sein können, wenn sie nicht praxisgerecht umgesetzt werden.

Hack für deinen Alltag

Ein kleiner, sofort umsetzbarer Tipp von Bianca:

  • Beobachte, wie oft du in Gesprächen „Ja, aber …“ sagst – das impliziert meist ein „Nein“.
  • Stattdessen versuche ein „Ja, und …“: Akzeptieren, erweitern, etwas Positives hinzufügen.
  • So entstehen Ideen und Initiative, statt Blockaden.

Fazit

Innovation ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis von Struktur, Haltung und konsequentem Handeln. Bianca Prommer zeigt eindrücklich, wie wichtig es ist, Innovation systematisch anzugehen, interne Blockaden zu überwinden und agile Methoden einzusetzen, um Risiken zu minimieren. Besonders entscheidend sind der Mut zum Loslassen, das Einbeziehen von Feedback und das Schaffen von Freiräumen durch die Führung. So können Unternehmen auch in schwierigen Zeiten erfolgreich neue Wege gehen und nachhaltigen Mehrwert schaffen.

Links & weiterführende Ressourcen

Viel Spaß bei dieser innovativen Folge des agilophil Podcasts

Dein agilophiler

Frank

Weitere Episoden des agilophil Podcasts findest du auf der Übersichtsseite Podcast.

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