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agilophil Podcast Folge 05: Ein Plädoyer für Scrum

5 Gründe, warum Scrum gut ist – Ein Plädoyer für Scrum

Scrum ist heute eine der meistverwendeten agilen Methoden und wird von vielen Unternehmen eingesetzt, um Projekte effizienter, flexibler und kundenorientierter zu gestalten. Doch warum eigentlich? In dieser Folge des agilophil Podcastzeige ich fünf zentrale Gründe auf, warum Scrum eine sinnvolle Alternative zum klassischen Wasserfallmodell ist.

Viele glauben, dass Scrum eine moderne Erscheinung ist, doch seine Ursprünge reichen weit zurück – bis hin zu den Prinzipien des Toyota Production Systems aus den 1980er Jahren. Es ist letztlich eine Sammlung bewährter Praktiken, die auf klaren agilen Werten beruhen. Dabei geht es nicht nur um eine Methode, sondern um eine Veränderung der Unternehmenskultur.

Doch warum entscheiden sich so viele Unternehmen für Scrum? Hier sind fünf entscheidende Gründe:

1. Der Realität ins Auge sehen

Projekte starten oft mit einer optimistischen Planung. Die Annahme ist: Wenn alle Anforderungen im Vorfeld festgelegt und vertraglich geregelt sind, läuft alles wie geplant. Doch die Realität sieht anders aus.

  • Anforderungen werden oft missverstanden oder sind komplexer als gedacht.
  • Änderungen sind unvermeidlich, da während des Projekts neue Erkenntnisse gewonnen werden.
  • Klassische Festpreisprojekte führen oft zu unerwarteten Herausforderungen.

Das Problem ist, dass im Wasserfallmodell erst sehr spät sichtbar wird, ob ein Projekt wirklich erfolgreich sein wird. Mit Scrum wird dagegen iterativ gearbeitet, sodass ständig überprüft werden kann, ob sich das Produkt in die richtige Richtung entwickelt.

2. Schnelligkeit durch kürzere Zyklen

Ein klassisches Projekt führt erst am Ende zu einem verwertbaren Produkt, da alle Anforderungen von Anfang an gesammelt und erst später umgesetzt werden. Scrum hingegen arbeitet in kurzen Sprints, die bereits nach wenigen Wochen nutzbare Ergebnisse liefern.

  • Frühes Kundenfeedback kann eingeholt und direkt in die nächste Iteration integriert werden.
  • Schnellere Time-to-Market: Funktionierende Features sind schneller verfügbar.
  • Wichtige und einfache Anforderungen werden zuerst umgesetzt, sodass der Kunde direkt Nutzen zieht.

Das sorgt nicht nur für mehr Flexibilität, sondern reduziert auch das Risiko, dass am Ende etwas entwickelt wird, das gar nicht gebraucht wird.

3. Qualität ist von Anfang an integriert

Scrum legt einen starken Fokus auf Qualität. Während im Wasserfallmodell Fehler oft erst in der späten Testphase auffallen, sind Tests in Scrum ein fester Bestandteil jedes Sprints.

  • Entwickler sind noch mitten im Thema, wenn sie Fehler finden – das spart Zeit.
  • Automatisierte Tests stellen sicher, dass bestehende Features nicht beeinträchtigt werden.
  • Code wird nur ausgeliefert, wenn er wirklich funktioniert – keine technologischen Schulden.

Das bedeutet: Scrum-Teams liefern in jeder Iteration hochwertige, getestete Software, anstatt sich am Ende eines Projekts mit einem Berg an Fehlern auseinanderzusetzen.

4. Wir können jederzeit aufhören

In einem klassischen Projekt wird eine große Menge an Anforderungen definiert, die bis zum Ende umgesetzt werden. Doch was passiert, wenn ein Projekt seinen eigentlichen Nutzen bereits erreicht hat?

Mit Scrum ist ein Projekt jederzeit beendbar, sobald es genug Mehrwert bietet.

  • Das entspricht dem Pareto-Prinzip: 80 % des Nutzens werden oft mit 20 % des Aufwands erreicht.
  • Unternehmen können unnötige Features vermeiden und sich auf das Wesentliche konzentrieren.
  • Viele Software-Produkte enthalten zahlreiche Funktionen, die kaum genutzt werden – Scrum hilft, diesen Overhead zu vermeiden.

Dadurch kann wertvolle Zeit und Geld gespart werden, da nur das entwickelt wird, was tatsächlich gebraucht wird.

5. Bessere Planung durch Transparenz

Ein häufiges Missverständnis ist, dass agile Methoden „planlos“ seien. Tatsächlich bietet Scrum eine bessere und realistischere Planung als traditionelle Methoden.

Während klassische Pläne sich oft auf den Vergleich von Soll- und Ist-Zuständen konzentrieren, verwendet Scrum dynamische Planungshorizonte, die eine kontinuierliche Anpassung ermöglichen:

  • Daily-Standups: Tägliche Abstimmung im Team zur aktuellen Arbeit.
  • Sprintplanung: Kurzfristige Planung für die nächsten 1-4 Wochen.
  • Backlog Refinement: Regelmäßige Anpassung und Priorisierung der Aufgaben.
  • Release-Planung: Planung für die kommenden Monate.
  • Vision: Langfristiges Ziel des Produkts über Jahre hinweg.

Dadurch ist jederzeit ersichtlich, ob das Projekt auf dem richtigen Weg ist – und wenn nötig, kann flexibel nachgesteuert werden.

Fazit: Scrum oder nicht Scrum?

Ob Scrum die richtige Wahl ist, hängt von der individuellen Unternehmenssituation ab. In manchen Fällen kann das klassische Wasserfallmodell weiterhin sinnvoll sein – insbesondere, wenn Anforderungen stabil und vorhersehbarsind.

Eine gute Entscheidungshilfe sind fünf Schieberegler, die verdeutlichen, wie agil ein Unternehmen bereits aufgestellt ist:

  1. Kultur: Zusammenarbeit auf Augenhöhe oder Kontrollstrukturen?
  2. Time-to-Market: Schnelle Anpassung nötig oder stabile Anforderungen?
  3. Organisation: Starre Hierarchien oder selbstorganisierte Teams?
  4. Technologie: Komplexe Change-Prozesse oder flexible Architekturen?
  5. Markt: Hoher Innovationsdruck oder stabile Produktpalette?

Ressourcen und Empfehlungen

Je stärker der Innovationsdruck, je dynamischer der Markt und je unbekannter das Endprodukt, desto besser eignet sich Scrum als Vorgehensmodell.

Dein agilophiler Frank

Weitere Episoden des agilophil Podcasts findest du auf der Übersichtsseite Podcast.