May the Force Be with You – Die dunkle und die helle Seite von Scrum
In dieser Folge des agilophil-Podcasts spreche ich über ein Phänomen, das leider viel zu häufig in Unternehmen vorkommt: Die falsche Anwendung von Scrum, die dazu führt, dass Teams unter Druck gesetzt und micromanaged werden.
Angeregt durch ein Gespräch mit einem indischen Software Engineer am Star-Wars-Day, reflektiere ich darüber, wie Scrum in einigen Organisationen missbraucht wird – sei es bewusst oder unbewusst – und was das mit Teams und ihrer Motivation macht. Ich ziehe eine Parallele zwischen der dunklen und der hellen Seite der Macht, inspiriert von Star Wars. Denn auch in der agilen Welt gibt es die dunkle Seite: Prozesse, Kontrollmechanismen und Mikromanagement, die das agile Manifest in sein Gegenteil verkehren.
Doch die gute Nachricht ist: Jeder kann den Weg zur hellen Seite einschlagen! Ich zeige auf, welche Symptome auf die dunkle Seite hinweisen und wie Teams sich aus diesen Strukturen befreien können, um wirklich agil zu arbeiten.
Die dunkle Seite der Macht: Scrum als Druckinstrument
Ein weit verbreitetes Problem in vielen Unternehmen ist, dass Scrum als Werkzeug zur Leistungssteigerung missverstanden wird. Statt den eigentlichen agilen Prinzipien zu folgen, setzen viele Führungskräfte und Product Owner ihre Teams bewusst oder unbewusst unter Druck:
- Micromanagement durch überambitionierte Planung: Entwickler werden in Planungsmeetings dazu gedrängt, mehr Arbeit in einen Sprint zu packen, als realistisch ist.
- Erzwungene Kontrolle im Review-Meeting: Statt konstruktives Feedback zu geben, wird die Arbeit des Teams im Review bewertet und nicht selten abgelehnt, weil zusätzliche Anforderungen „spontan“ dazukommen.
- KPI-Missbrauch:Â Kennzahlen wie Velocity oder Burn-Down-Charts werden als Kontrollinstrument genutzt, um Druck aufzubauen, anstatt Teams dabei zu unterstĂĽtzen, ihre Arbeitsweise zu verbessern.
- Fehlende Team-Autonomie: Entscheidungen werden zentral getroffen, anstatt dass das Team eigenverantwortlich arbeitet und Lösungen entwickelt.
Solche Praktiken schaden nicht nur den einzelnen Mitarbeitenden, sondern auch der Organisation als Ganzes. Der psychologische Druck, ständige Kontrolle und fehlende Entscheidungsfreiheit führen zu Frustration, Demotivation und oft zu hoher Fluktuation in Teams.
Wie erkenne ich die dunkle Seite?
Vielleicht fragst Du Dich jetzt, ob Dein Unternehmen oder Dein Team Anzeichen der dunklen Seite der Macht zeigt. Hier sind einige typische Symptome:
- Mangelnde Transparenz: Teammitglieder wissen nicht, was andere tun. Es gibt keine klare Kommunikation oder regelmäßige Synchronisation.
- Kulturelle Probleme: Schuldzuweisungen und Konflikte sind an der Tagesordnung. Anstatt gemeinsam nach Lösungen zu suchen, wird Energie in Machtkämpfe investiert.
- Unklare Produktstrategie: Es gibt viele Ideen, aber keine klare Richtung. Prioritäten wechseln ständig, ohne dass nachhaltige Entscheidungen getroffen werden.
- Entwickler sind reine Dienstleister: Die Teams haben keine kreative Freiheit und müssen Anforderungen abarbeiten, anstatt an sinnvollen Lösungen zu arbeiten.
- Hoher Druck durch Verträge und externe Kontrolle: Besonders in Unternehmen, die mit Festpreisverträgen arbeiten, wird Druck auf Teams aufgebaut, weil Liefertermine und Umfang starr vorgegeben sind.
Falls Dir eines oder mehrere dieser Punkte bekannt vorkommen, dann solltest Du dringend darüber nachdenken, ob Dein Unternehmen wirklich agil arbeitet – oder ob es nur agile Methoden als Kontrollelement nutzt.
Der Weg zur hellen Seite der Macht: Echte Agilität leben
Doch es gibt Hoffnung! So wie in Star Wars der Wechsel zur hellen Seite möglich ist, können auch Unternehmen den Sprung schaffen – hin zu einer wirklich agilen Organisation.
Was zeichnet die helle Seite der Macht aus?
- Fokus auf Individuen und Interaktionen statt auf Prozesse und Tools
- Zusammenarbeit statt Kontrolle – Ein starkes Team arbeitet gemeinsam am Produkt, statt sich durch Hierarchien ausbremsen zu lassen
- Funktionierende Software statt bürokratische Dokumentationen – Der Wert entsteht durch gelieferte Lösungen, nicht durch starre Vorgaben
- Flexibilität statt starrer Pläne – Ein agiles Team reagiert auf Veränderung, anstatt sich von veralteten Anforderungen einengen zu lassen
Scrum ist ein Rahmenwerk, das Teams unterstützen soll – nicht ein Instrument zur Kontrolle oder Machtausübung. Wer Scrum richtig anwendet, kann Teams dabei helfen, motivierter, kreativer und leistungsfähiger zu arbeiten.
Mein Aufruf an Dich
Wenn Du das Gefühl hast, dass Dein Unternehmen oder Dein Team auf der dunklen Seite der Macht ist, dann ist es Zeit für eine Veränderung. Du kannst jetzt den ersten Schritt machen, um eine wirklich agile Organisation zu schaffen.
Lass uns gemeinsam herausfinden, wo Du stehst und wie Du Dein Unternehmen auf die helle Seite fĂĽhren kannst!
Links und Ressourcen
- Scrum Guide:Â offizielle Downloadseite:
Dein agilophiler Frank
Weitere Episoden des agilophil Podcasts findest du auf der Ăśbersichtsseite Podcast.