VUCA
Der Begriff VUCA wurde vom US Army War College als Reaktion auf den Zusammenbruch der UdSSR geprägt. Mit dem Untergang des „Ostblocks“ als „der einzige Feind“ bestand die Herausforderung darin, in einer Situation der Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit neue Wege der Wahrnehmung und der Reaktion zu finden und umzusetzen.
Vor dem Mauerfall war die Welt noch in Ordnung. Jeder wusste, wer sein Feind war. Man konnte sich wunderbar ärgern aber wusste auch (so vernünftig waren am Ende glücklicherweise alle), dass man es nicht übertreiben durfte, da jeder in der Lage war, den andern zu zerstören. Ein wirklicher Krieg war also sinnlos. Daher provozierte man sich, rüstete auf – um später wieder abzurüsten. Immer mit dem Ziel auf Augenhöhe und mit einem gewissen angstvollen Respekt voreinander die Welt vor dem Abgrund zu bewahren. Irgendwie merkwürdig, aber es war doch klar.
Aber dann passierte es: Die klare und einfache Weltordnung verschwand! Der eiserne Vorhang fiel und die sozialistische Welt bzw. der Warschauer Pakt lösten sich in Wohlgefallen auf. Der ehemals starke Verband zerbrach und viele neue Einzelstaaten kamen auf. Die Welt zersplitterte in viele kleine Schauplätze. Ein Ereignis führte zu einer grundlegenden Änderung der bestehenden Weltordnung. Wir gingen in den undefinierten 5. Bereich des cynefin Modells über. Manche vielleicht auch in den Chaotischen.
Eine neue Strategie für eine neue Weltordnung
Anfang der 1990er Jahre machte sich die US Army natürlich Sorgen um ihre Strategie. Eine bisherige langfristige Strategie auf Basis einer klaren Weltordnung war nicht mehr sinnvoll und auch nicht mehr möglich. Und so überlegte man am US Army War College, wie man nun vorgehen sollte: Bei einer Konferenz im Februar 1991 kamen die Dinge zusammen. Die Ideen von Warren Bennis (zusammen mit seinem Kollegen Burt Nanus) wurden aufgegriffen und man unterhielt sich über die Definition strategischer Führung in einem „flüchtigen, unsicheren, komplexen und mehrdeutigen globalen Umfeld…“
Höre dazu auch folgende Folge des agilophil-Podcasts:
VUCA ist ein Akronym
für die englischen Begriffe:
- volatility ‚Volatilität‘ (Unbeständigkeit),
- uncertainty ‚Unsicherheit‘,
- complexity ‚Komplexität‘ und
- ambiguity ‚Mehrdeutigkeit‘.
Heute wird VUCA oft als Beschreibung der neuen Welt verstanden. Für mich bedeutet es eigentlich eine vertiefende Beschreibung des komplexen Bereiches aus dem cynefín Modell. Die Erkenntnis ist: wir lieben zwar komplizierte Dinge, aber die Welt um uns herum ist immer komplexer geworden und wir müssen lernen damit umzugehen.
Was also bedeutet VUCA nun im Einzelnen?
VOLATILITÄT
Volatility oder Volatilität beschreibt die Stärke von Schwankungen im Laufe der Zeit.
An Aktienkursen oder Rohstoffpreisen ist das leicht zu verstehen: Nehmen wir mal den Dow-Jones-Index. Der wurde 1884 gebildet und benötigte mehr als 100 Jahre, um den Wert von 10.000 Punkten zu überschreiten. Die nächsten 10.000 Punkte wurden dagegen in weniger als vier Jahren erreicht. Der DAX stieg im November 2020 um 15 Prozent – sowas gab es bis dahin noch nie. Wir müssen uns also daran gewöhnen, dass es immer stärkere Schwankungen gibt – sowas widerspricht allerdings vielen früher gemachten Erfahrungen. Und darauf müssen sich alle Marktteilnehmer immer und immer wieder neu einstellen. Volatilität beschreibt auch sowas wie eine Flüchtigkeit, weil bestimmte Phänomene kurzfristig sehr präsent sind, um anschließend schnell wieder in der Versenkung zu verschwinden.
Alte Glaubenssätze müssen überdacht werden
Das Stabilität ein Ziel ist, welches wir durch bestimmte Maßnahmen dauerhaft erreichen können, ist ein Glaubenssatz, den wir ändern müssen. Denn diese dynamischen Veränderungen werden nicht mehr verschwinden!
UNSICHERHEIT
Mit Uncertainty ist die Unsicherheit gemeint, durch die es immer schwieriger wird, Ereignisse und deren Effekte vorherzusagen.
Bestes Beispiel ist der Brexit. In endlosen Debatten wurden mögliche Auswirkungen diskutiert. Doch selbst heute wissen wir noch nicht genau, wohin diese Reise führen wird. Der Bitcoin ist eine ähnliche Geschichte. Wie sollte man darauf kommen, dass das in den späten 90er Jahren mal von einigen Nerds entwickelte, digitale Zahlungsmittel, bei dem man früher mal 1000 Bitcoins für eine Pizza bekommen konnte, heute Werte annimmt, die jenseits aller Vorstellungskraft liegen.
In VUCA beschreibt der Begriff Unsicherheit also die Unvorhersehbarkeit von Ereignissen. Je mehr „Überraschungen“ der Kontext bietet, desto unsicherer ist er.
Auch hier fallen Glaubenssätze zum Opfer
Früher galt, dass die Unternehmensentwicklung durch präzise und langfristig definierte Zielvorgaben und Strategien gesteuert werden kann. Heute wird zunehmend der Fokus auf den „Purpose“, also den Sinn und Zweck des Unternehmens gelegt. So gibt es mehr Flexibilität bei der Ausrichtung der Unternehmensaktivitäten, ohne die generelle Richtung aus den Augen zu verlieren.
KOMPLEXITÄT
Die Komplexität wird durch die Anzahl der Einflussfaktoren und ihre gegenseitige Abhängigkeit beeinflusst.
Die Komplexität bezieht sich auf die immer weiter zunehmende Anzahl von Verknüpfungen und Abhängigkeiten, die dafür sorgt, dass wir die Welt nicht mehr durchschauen.
Der Begriff „komplex“ muss vom Begriff „kompliziert“ unterschieden werden. Hier kommt wieder das cynefín Modell ins Spiel. Denn die Begriffe komplex und kompliziert werden beide oft falsch und gleichwertig verwendet. Ein kompliziertes System liefert vorhersagbare Ergebnisse. Vielleicht nicht von jedem, so dass Expertenwissen notwendig ist. Aber vorhersagbar ist es. Im allgemeinen lassen sich komplizierte Systeme auch vereinfachen.
Komplexe System liefern keine eindeutigen Vorhersagen, höchstens mehrere Möglichkeiten. Ein komplexes System reagiert sozusagen „beleidigt“, wenn man versucht, es zu vereinfachen – getreu der Erkenntnis aus Kanban: Lokale Optimierung verlangsamt den Gesamtprozess.
Und uns begegnet überall eine riesige Zahl von Möglichkeiten – es wird immer schwerer den richtigen Weg zu finden!
Ein weiterer Glaubenssatz wird widerlegt
Früher waren wir überzeugt, dass es für jedes Problem eine richtige Lösung und Entscheidung gibt. Heute wissen wir: Für komplexe Probleme gibt es das nicht! Es gibt nur eine Hypothese und wir müssen später herausfinden, ob diese gut war und eintrifft, oder nicht. Und Hypothesen überprüft man mit Experimenten. Versuch macht klug…das haben wir es wieder.
AMBIGUITÄT
Die Ambiguität – man könnte auch Ambivalenz sagen – beschreibt also die Mehrdeutigkeit von Fakten oder Aussagen.
Mehrdeutigkeit beschreibt die Mehrdeutigkeit einer Situation oder Information. Selbst wenn viele Informationen verfügbar sind, kann die Bewertung immer noch mehrdeutig sein. Kommunikation enthält oft ein hohes Maß an Mehrdeutigkeit. Problematisch dabei ist, dass die Beteiligten sich dessen oft gar nicht bewusst sind. Wenn du mal den Begriff „Ambiguität“ bei Wikipedia nachschlägst, wirst du ein witziges Beispiel finden: Ein Schild des Polizeipräsidiums Nordhessen mit der Aufschrift: „Dieser Bereich wird zur Verhütung von Straftagen durch die Polizei videoüberwacht“. – Tja – wer begeht hier die Straftat ? Die Polizei? – Du kannst ja mal drüber nachdenken…
Auch hier fallen beliebte Glaubenssätze in sich zusammen
Wie zum Beispiel die Annahme, dass wir eine Situation richtig einschätzen können, wenn wir nur „alle Fakten auf den Tisch legen“. Wir wissen nie, was „alle Fakten“ wirklich bedeutet! Niemand kann abschließend behaupten alle Fakten zu kennen. Unumstößliche Wahrheiten sind also immer schwerer zu finden! Gerade die in uns steckende Sehnsucht nach Klarheit und Wahrheit ist in der heutigen unsicheren Welt ein Grund nach einfachen populistischen Lösungen zu suchen. Die gibt es aber leider nicht!
Höre auch folgende Folge des agilophil-Podcasts zum Thema Strategie in der VUCA-Welt:
Was kannst Du tun, um in der VUCA-Welt zu bestehen?
Die Entwicklungen der VUCA-World führen dazu, dass bisher gültige und akzeptierte Glaubenssätze hinterfragt werden müssen.
Glaubenssätze beschreiben Denkweisen, die unser Verhalten über längere Zeit bestimmen, ohne dass wir sie noch regelmäßig hinterfragen. Sie werden einfach von unserem Hirn auf „gültig“ gesetzt und von Generation zu Generation weitergegeben.
Es gibt einen agilen Werkzeugkoffer, mit dem Du die Herausforderungen der VUCA-Welt bewältigen kannst. Wir „Fahren auf Sicht“ – wir erlauben uns jeden Monat, jede Woche, jeden Tag zu lernen und schlauer zu werden. Neues Wissen, neue Technologien, neue Konzepte fließen laufend in die Ziele und Strategien sowie in deren Umsetzung ein.
Deshalb ist die Ausrichtung auf den Sinn des Unternehmens so wichtig. Wir müssen verstehen, wozu wir da sind – Was ist der Zweck der Existenz deines Unternehmens oder deines Projekts? Die Frage nach dem großen „WOZU“ ist essentiell für die weitere Entwicklung deines Unternehmens.
Je klarer und einfacher dieses WOZU zu verstehen ist, desto besser für dich – für dein Unternehmen, deine Kunden und deine Mitarbeiter*innen.
Und die agile Vorgehensweise selbst folgt sehr strikten Regeln, wenn wir mal an Scrum denken.
Also gilt: Auch agiles Vorgehen muss gelernt und verstanden sein.
Du kannst VUCA mit Agilität begegnen!
Werde zu einem agilophilen, „agil-liebenden“ Menschen!
Du musst keinen riesigen strategischen Aufwand betreiben, um dein Unternehmen in einen hidden Champion zu verwandeln. Die Strategie ist nämlich eigentlich ganz einfach. Werde agilophil und mache aus dir einen agilophilen Menschen, mache dein Team zu einem agilophilen Team und letztlich mache dein Unternehmen zu einem agilen Unternehmen. Lass Dir dabei helfen, diesen Weg zu gehen. Gehen musst Du ihn aber selbst, sonst wird das nichts – soviel kann ich Dir schon sagen
Aber du musst dich nicht alleine auf den Weg zum agilen Unternehmer machen. Wenn du dich persönlich weiterentwickeln willst, weil du erkannt hast, dass dein Unternehmen nur agil wachsen kann, wenn du persönlich auch wächst und es vorlebst. Du wirst mental Türen öffnen, die bisher verschlossen waren. Denn hinter diesen Türen wirst du Ressourcen in dir entdecken, die du bisher noch nicht kanntest. Das sind die Ressourcen, die du aber brauchst, um ein agil-liebender, also agilophiler Unternehmer zu werden. Die Genialität steckt in dir, lass sie uns gemeinsam ans Tageslicht holen, so dass du und deine Firma davon profitieren können.
Wenn du mehr darüber wissen möchtest, wo du dabei stehst, dann vereinbare ein Gespräch mit mir, so können wir gemeinsam klären, welche Möglichkeiten sich ergeben.