Skalierte Scrum Frameworks – Welche passt zu dir?
Agilität funktioniert hervorragend in kleinen Teams – aber was passiert, wenn Unternehmen größer werden? In dieser Folge des agilophil Podcasts beschäftige ich mich mit skalierten Scrum-Frameworks und gebe einen Überblick über die bekanntesten Modelle zur agilen Skalierung.
Warum agile Skalierung wichtig ist
Wenn dein Unternehmen wächst und du mehr als ein einzelnes Scrum-Team hast, stellt sich die Frage: Wie koordinierst du mehrere Teams effektiv, ohne die Agilität zu verlieren? Scrum ist für Teams mit maximal zehn Personen ausgelegt, doch was passiert, wenn du mit 30 oder 100 Personen arbeiten musst? Genau hier setzen skalierte agile Frameworks an.
Agile Skalierung bedeutet, dass die Vorteile agiler Arbeitsweisen erhalten bleiben, auch wenn die Anzahl der Teams steigt. Die Herausforderung dabei: Transparenz und Zusammenarbeit zwischen den Teams sicherstellen und zugleich die Selbstorganisation bewahren.
Die vier bekanntesten Frameworks zur Skalierung von Scrum
Es gibt verschiedene Modelle zur agilen Skalierung, von denen sich vier besonders etabliert haben:
SAFe – Scaled Agile Framework
SAFe ist das am weitesten verbreitete skalierte Framework und kombiniert Lean-, Agile- und DevOps-Praktiken. Es bietet eine umfangreiche Anleitung auf mehreren Ebenen:
- Teamebene: Scrum und Kanban-Elemente
- Programmebene: Koordination durch Agile Release Trains (ARTs)
- Portfolioebene: Strategische Ausrichtung der agilen Entwicklung
SAFe ist besonders für große Unternehmen mit etablierten Strukturen geeignet, da es viele Rollen und Prozesse vorgibt. Kritiker bemängeln jedoch, dass es durch seine Komplexität wenig Flexibilität bietet.
LeSS – Large Scale Scrum
LeSS verfolgt einen minimalistischen Ansatz. Es basiert auf den Prinzipien von Scrum und fügt nur wenige neue Regeln hinzu:
- Ein einziger Product Owner und ein gemeinsames Backlog für alle Teams
- Fokus auf Kommunikation zwischen Teams anstatt auf vordefinierte Rollen
- Wenige neue Meetings: eine gemeinsame Sprintplanung und eine allumfassende Retrospektive
LeSS eignet sich besonders für Unternehmen, die bereits Erfahrung mit Scrum haben und eine flexible Skalierung ohne viel Overhead suchen.
Scrum@Scale (SaS)
Scrum@Scale wurde von Scrum-Co-Erfinder Jeff Sutherland entwickelt und legt den Fokus auf die Trennung von Produktentwicklung (Product Owner Zyklus) und Prozessverbesserung (Scrum Master Zyklus). Die wichtigsten Elemente:
- Skalierte Versionen der Scrum Events
- Executive MetaScrum zur strategischen Abstimmung
- Executive Action Team für organisationsweite Prozessverbesserungen
Scrum@Scale bietet eine flexible Skalierung und kann auf verschiedene Unternehmensgrößen angepasst werden.
Nexus
Nexus ist ein Framework von Scrum-Co-Erfinder Ken Schwaber. Es definiert einen Nexus als eine Gruppe von 3 bis 9 Scrum-Teams mit einem gemeinsamen Product Owner und Product Backlog. Besondere Elemente sind:
- Nexus Integration Team zur Koordination von Abhängigkeiten
- Gemeinsames Sprint Planning und eine übergreifende Sprint Review
- Fokus auf technische Integration und Zusammenarbeit
Nexus eignet sich besonders für Unternehmen, die bereits Scrum verwenden und eine schlanke Skalierung mit Fokus auf Integration suchen.
Und was ist mit dem „Spotify-Modell“?
Das sogenannte Spotify-Modell ist weit verbreitet – doch es gibt ein Problem: Es existiert eigentlich gar nicht. Es war lediglich eine interne Organisationsstruktur von Spotify, die nie als standardisiertes Framework gedacht war. Viele Unternehmen haben Begriffe wie „Squads“ und „Tribes“ übernommen, doch Spotify selbst hat diese Struktur längst wieder verworfen.
Welche Skalierungsstrategie passt zu deinem Unternehmen?
Die Wahl des richtigen Frameworks hängt von vielen Faktoren ab:
- Größe des Unternehmens: SAFe ist für große Organisationen mit komplexen Strukturen geeignet, während LeSS und Nexus für kleinere Unternehmen oder Startups vorteilhafter sein können.
- Agiler Reifegrad: Unternehmen mit wenig Erfahrung profitieren eher von strukturierten Frameworks wie SAFe, während erfahrene Teams mit LeSS oder Scrum@Scale flexibler arbeiten können.
- Fokus: Wenn dein Unternehmen viel Wert auf technische Integration legt, könnte Nexus eine gute Wahl sein. Wenn du eine schlanke, empirische Skalierung suchst, ist LeSS eine Option.
Fazit: Skalierung ist mehr als ein Framework
Egal, welches Framework du wählst – die eigentlichen Herausforderungen liegen in der Unternehmenskultur und im Mindset. Entscheidend ist es, Kontrolle loszulassen und Vertrauen in autonome Teams aufzubauen. Eine erfolgreiche agile Skalierung gelingt nur, wenn die Organisation bereit ist, sich wirklich auf agile Prinzipien einzulassen.
Ressourcen und Empfehlungen
- Blogartikel: 6 Scaled Agile Frameworks – Which One Is Right For You?
- Blogartikel: ScrumAlliance – SAFe vs LeSS: Understanding the Difference
Möchtest du Unterstützung bei der Wahl des richtigen Frameworks oder bei der agilen Transformation deines Unternehmens? Dann vereinbare einen Termin mit mir.
Ich freue mich auf dich und dein Team!
Dein agilophiler Frank
Weitere Episoden des agilophil Podcasts findest du auf der Übersichtsseite Podcast.