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agilophil Podcast Folge 11: Retrospektive oder wie macht man ein Team besser?

Die Retrospektive: Wie macht man ein Team besser?

In dieser Folge spreche ich über ein zentrales Element in Scrum: die Retrospektive. Als letzter Schritt im Sprint-Zyklus ist sie oft unterschätzt – dabei ist sie der wichtigste Hebel, um ein Team langfristig zu verbessern.

Ich gehe darauf ein, warum die Retrospektive unverzichtbar ist, welche Fehler vermieden werden sollten und wie man sie spannend gestaltet. Denn als Scrum Master ist dies „mein“ Meeting – hier kann ich meine Kreativität entfalten und echten Mehrwert für das Team schaffen.

Warum gibt es die Retrospektive?

Laut Scrum Guide soll die Retrospektive dem Team ermöglichen:
✔ sich selbst zu überprüfen
✔ eine Verbesserungsliste zu erstellen
✔ konkrete Maßnahmen für den nächsten Sprint abzuleiten

Dabei geht es nicht um das Auseinandernehmen unfertiger User Stories – das passiert in der Planung oder im Refinement. Vielmehr stehen Zusammenarbeit, Arbeitsweisen, Kommunikation und die kontinuierliche Verbesserung der Selbstorganisation im Mittelpunkt.

Die größten Fehler in Retrospektiven – und wie du sie vermeidest

Ich habe in meiner Praxis als Scrum Master immer wieder bestimmte Muster erlebt, die Retrospektiven ineffektiv machen. Hier sind einige der häufigsten Stolperfallen:

  • 1. Die Retro fällt aus. Das Team glaubt, es gibt nichts zu verbessern? Falsch gedacht – es gibt immer Verbesserungspotenzial! Eine ausgelassene Retro ist eine verpasste Chance.
  • 2. Die Retro als Lückenfüller. Wenn die Zeit knapp ist, wird die Retro geopfert – dabei ist sie genau in diesem Fall besonders nötig!
  • 3. Die Retro wird gehetzt. Eine effektive Retro braucht Zeit, idealerweise 90 Minuten bei einem zweiwöchigen Sprint.
  • 4. Mangelndes Vertrauen. Die Las-Vegas-Regel gilt: Was in der Retro gesagt wird, bleibt im Raum. Das fördert eine offene Gesprächskultur.
  • 5. Dauernörgelei. Eine Retro ist keine Beschwerde-Session. Der Fokus sollte auf Lösungen liegen, nicht auf dem, was außerhalb des Teams nicht funktioniert.
  • 6. Fehlende Verbindlichkeit. Verbesserungsmaßnahmen sollten SMART formuliert sein – also spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und terminiert.
  • 7. Keine Zuständigkeiten. Wer ist für die Umsetzung verantwortlich? Ohne klare Aufgabenverteilung bleibt alles nur eine Absichtserklärung.
  • 8. Vergessen, was beschlossen wurde. Action Items gehören ins Sprint-Backlog – nur so bleiben sie präsent und werden nicht übersehen.
  • 9. Der Product Owner wird ausgeschlossen. Ein häufiges Missverständnis: Der Product Owner gehört zum Scrum-Team und sollte dabei sein.
  • 10. Die Retro wird als „unnütz“ empfunden. Falls das Team die Retro langweilig findet, liegt das oft an mangelnder Kreativität in der Gestaltung.
  • 11. Immer das gleiche Format. Wenn jede Retro gleich abläuft („Schreibt mal eure Gedanken auf Post-its“), geht der Mehrwert verloren. Variation ist entscheidend!
  • 12. Die Retro findet am falschen Zeitpunkt statt. Sie gehört ans Ende des Sprints, um zu reflektieren und nicht mitten in die nächste Arbeitsphase.
  • 13. Keine Dokumentation. Eine einfache Foto-Dokumentation reicht – aber keine Protokolle, die nach außen gegeben werden.
  • 14. Schuldzuweisungen statt Lösungen. Der Fokus muss auf Verbesserungen liegen, nicht darauf, wer „Schuld“ an Problemen hat.
  • 15. Externe Personen in der Retro. Stakeholder oder Vorgesetzte haben in einer Retro nichts zu suchen – sonst traut sich niemand, offen zu sprechen.
  • 16. Passive Teilnehmer. Kulturelle Unterschiede spielen eine Rolle – als Scrum Master sollte man darauf eingehen und aktiv Vertrauen aufbauen.
  • 17. Veröffentlichen der Meeting-Ergebnisse. Die Inhalte der Retro sind streng vertraulich und gehören nicht in Reportings.

Tipps für eine richtig gute Retrospektive

Wie gelingt also eine erfolgreiche Retro, die das Team wirklich voranbringt? Hier sind meine Best Practices:

✅ Immer wieder neue Formate ausprobieren! – Abwechslung verhindert Routine und hält das Team motiviert.
✅ Interaktive Elemente nutzen! – Kleine Spiele oder alternative Brainstorming-Methoden lockern die Atmosphäre.
✅ Die aktuelle Team-Situation berücksichtigen! – Die Themen sollten zur Realität des Teams passen, um wirklich relevant zu sein.
✅ Die Lösung liegt im Team. – Als Scrum Master gebe ich keine Antworten vor, sondern helfe dem Team, eigene Lösungen zu finden.
✅ Action Items sichtbar machen. – Maßnahmen aus der Retro sollten ins Sprint-Backlog aufgenommen werden, damit sie nicht verloren gehen.

Fazit: Die Retrospektive ist das wichtigste Meeting in Scrum!

Keine Retrospektive = keine kontinuierliche Verbesserung. Ein starkes Team entsteht nicht von selbst – sondern durch regelmäßige Reflexion und gezielte Maßnahmen.

Falls du Scrum Master bist: Mach die Retro zu „deinem“ Meeting! Sei kreativ, experimentiere mit Methoden und sorge dafür, dass es nicht nur sinnvoll, sondern auch spannend ist.

Ressourcen und Empfehlungen

Ich hoffe, du konntest wertvolle Impulse mitnehmen! Falls dir die Folge gefallen hat, freue ich mich über eine Bewertung oder eine Weiterempfehlung an Kolleg:innen.

Bis zum nächsten Mal!
Dein agilophiler Frank

Weitere Episoden des agilophil Podcasts findest du auf der Übersichtsseite Podcast.

Hinweis: Diese Podcastfolge wurde vor Erscheinen des aktuellen Scrum Guides (2020) aufgenommen.