Der Nutzen von Spike Stories

agilophil Podcast Folge 128: Was nützen Spike Stories?

Spike Stories: Die geheime Zutat für erfolgreiche agile Teams

In dieser Episode widme ich mich einem Thema, das vor allem bei Teams, die am Anfang ihrer agilen Reise stehen, immer wieder Unsicherheiten auslöst: Spike Stories. Was macht ein Team, wenn es keine Basis hat, um eine Story zu schätzen, weil schlichtweg das Wissen oder die Erfahrung fehlt? Ignorieren ist keine Lösung – aber Spike Stories bieten eine Methode, um solche Herausforderungen gezielt anzugehen.

Was ist eine Spike Story?

Spike Stories sind explorative Aufgaben, die dazu dienen, Unsicherheiten im Projektverlauf zu klären. Der Begriff „Spike“ kommt ursprünglich aus der Welt der Probebohrungen, wo Unternehmen testweise nach Ressourcen wie Öl suchten. Im agilen Kontext beschreibt eine Spike Story eine gezielte Untersuchung oder „Probebohrung“, die es dem Team ermöglicht, technische Fragen, Konzepte oder Workflows zu analysieren.

Wichtig zu verstehen: Spike Stories schaffen keinen direkten Mehrwert für den Kunden und führen auch nicht unmittelbar zu einem Produktinkrement. Sie dienen jedoch dazu, dem Team wertvolle Erkenntnisse zu liefern, die den Projekterfolg langfristig sichern.

Warum sind Spike Stories wichtig?

In der agilen Arbeit gibt es oft Momente, in denen das Team vor einer Aufgabe steht, die es nicht einschätzen kann. Hier kommen Spike Stories ins Spiel. Sie ermöglichen es, sich in einem definierten Rahmen mit einer Herausforderung auseinanderzusetzen und Antworten auf drängende Fragen zu finden. Dadurch entsteht eine Grundlage für fundierte Entscheidungen und besser planbare Sprints.

Die Einsatzmöglichkeiten von Spike Stories sind vielfältig:

  • Technologien vergleichen: Zum Beispiel, um Tools oder Frameworks auf ihre Eignung zu prüfen.
  • Risiken minimieren: Komplexe Datenmigrationen oder neue Systemintegrationen im kleinen Rahmen testen.
  • Schätzungen verbessern: Eine Spike Story gibt dem Team die nötige Klarheit, um den Aufwand einer größeren Aufgabe realistisch einzuschätzen.
  • Architektur anpassen: Performance-Tests oder Lastsimulationen durchführen, um sicherzustellen, dass das System skalierbar bleibt.
  • Hypothesen validieren: Mithilfe von Tests und Mockups herausfinden, welche Designs oder Funktionen bei den Nutzern besser ankommen.

Wie funktioniert eine Spike Story?

Der Umgang mit Spike Stories im Team ähnelt der Bearbeitung von User Stories, erfordert aber einige spezifische Schritte:

  1. Den Zweck klären
    Jede Spike Story beginnt mit einer klaren Fragestellung: „Wer braucht was und warum?“ Das Team sollte den Nutzen der Story verstehen, damit die Arbeit zielgerichtet ist.
  2. Größe festlegen
    Anders als klassische Stories haben Spike Stories oft keine klare Vergleichsbasis. Hier hilft Timeboxing: Ein festgelegter Zeitrahmen stellt sicher, dass die explorative Arbeit nicht ausufert.
  3. Ergebnisse dokumentieren
    Die gewonnenen Erkenntnisse müssen klar dokumentiert werden – am besten in einem Projekt-Wiki, das für das gesamte Team zugänglich ist. So bleiben die Informationen nachvollziehbar und können bei späteren Entscheidungen genutzt werden.
  4. Kommunizieren und präsentieren
    Die Ergebnisse der Spike Story sollten im Sprint-Review mit dem Team und den relevanten Stakeholdern geteilt werden. Nur so können die Erkenntnisse in die weitere Planung einfließen.
  5. Entscheidungen treffen
    Auf Basis der Spike-Ergebnisse können konkrete Entscheidungen getroffen werden – sei es die Wahl eines Tools, die Anpassung einer Lösungsarchitektur oder die Erstellung neuer User Stories.
  6. Auswirkungen prüfen
    Nach Abschluss der Spike Story sollten die Auswirkungen auf das Backlog oder die Projektplanung überprüft werden. Müssen bestehende Stories aktualisiert werden? Oder entstehen neue Aufgaben auf Basis der Erkenntnisse?

Beispiele für den Einsatz von Spike Stories

Spike Stories können in einer Vielzahl von Szenarien eingesetzt werden. Hier sind einige konkrete Beispiele:

  • Ein Team möchte verschiedene Datenbanktechnologien vergleichen, um die beste Lösung für ein Projekt zu finden.
  • Neue Tools wie „Swagger“ sollen eingeführt werden, aber es fehlt an Erfahrung. Ein Teammitglied kann in einer Spike Story erste Tests durchführen und das Wissen anschließend teilen.
  • Für eine komplexe Datenmigration werden kleine Testdaten genutzt, um potenzielle Risiken frühzeitig zu identifizieren.
  • Ein A/B-Test mit Mockups hilft, die Reaktionen der Nutzer auf ein neues Design zu evaluieren, bevor größere Änderungen vorgenommen werden.

Die Grenzen von Spike Stories

Trotz ihrer Nützlichkeit dürfen Spike Stories keine Standardlösung werden. Ihr Einsatz sollte gezielt und pragmatisch erfolgen, um das Team nicht in endlose Analysen zu führen. Agiles Arbeiten bedeutet, schnell und iterativ zu handeln, statt durch übermäßige Planung Zeit zu verlieren. Spike Stories sind ein Werkzeug, um Klarheit zu schaffen, sollten aber nicht den Fokus auf das eigentliche „Tun“ ersetzen.

Fazit

Spike Stories sind ein wertvolles Mittel, um Unsicherheiten im Team zu reduzieren und fundierte Entscheidungen zu ermöglichen. Sie helfen Teams, besser zu schätzen, Risiken zu minimieren und sich gezielt Wissen anzueignen. Gleichzeitig erfordern sie ein klares Ziel, Timeboxing und eine prägnante Dokumentation, damit ihre Ergebnisse tatsächlich im Projekt genutzt werden können.

Doch: Agil bleiben bedeutet, pragmatisch zu handeln und nicht in Analyse-Paralyse zu verfallen. Spike Stories sind hilfreich, sollten jedoch die Ausnahme und nicht die Regel sein.

Wenn dir diese Folge gefallen hat und du mehr über agiles Arbeiten erfahren möchtest, freue ich mich, wenn wir uns auf LinkedIn vernetzen. Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen mit Spike Stories – Schreibe mir einfach eine Nachricht über das Kontaktformular oder direkt in LinkedIn.

Links und Ressourcen

t2informatik über Spike Stories

Vibhor Chandel Mail-Newsletter 30.04.2023: Using SPIKES to tackle uncertainties and unknowns within Scrum. Siehe auch den Blog von Vibhor Channel

Viel Spaß und bis zur nächsten Folge

Dein agilophiler Frank

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