Gamification vs. Game Thinking

agilophil Podcast Folge 135: Gamification vs. Gamethinking – Interview mit Stella Schüler

Game Thinking vs. Gamification – Frank Hampe mit Stella Schüler

In der heutigen Folge des agilophil Podcasts spreche ich mit Stella Schüler, einer ausgewiesenen Expertin für Storytelling, Game Thinking und Gameful Leadership. Stella bringt eine beeindruckende Mischung aus kreativer und wissenschaftlicher Erfahrung mit: Sie war Professorin für Game Design an der Vitruvius Hochschule in Leipzig, ist gelernte Bühnenbildnerin und Architektin und beschäftigt sich intensiv damit, wie Spielmechaniken und -strategien sinnvoll in verschiedene Lebens- und Arbeitsbereiche übertragen werden können.

Gamification – das Schlagwort der letzten Jahre – wird immer wieder als Allheilmittel gesehen, um Prozesse spielerischer zu gestalten und die Motivation der Mitarbeitenden zu steigern. Doch was steckt wirklich hinter dem Begriff? Und warum sorgt er bei Experten wie Stella manchmal eher für ein Stirnrunzeln? In dieser Episode räumen wir mit Missverständnissen auf und schauen uns an, wie Unternehmen Game Thinking und spielerische Methoden sinnvoll einsetzen können.

Was erwartet dich in dieser Folge?

  1. Gamification vs. Game Thinking – der große Unterschied: Gamification meint die Implementierung von Spielelementen wie Punkte, Wettbewerbe oder Ranglisten in einem Kontext, der ursprünglich nichts mit Spielen zu tun hat. Ein typisches Beispiel: Ein Logistikunternehmen, das Teams bildet und den Inventurprozess durch Wettbewerb und Highscores spannender macht. Doch oft verkommt Gamification zur reinen „Punktesammlung“, was Stella als „Pointifizierung“ bezeichnet. Game Thinking hingegen geht tiefer und umfasst das gesamte Spektrum von Spielen: analoge, digitale und sogar sogenannte Serious Games, die auf bestimmte Lernziele oder Verhaltensänderungen abzielen. Der Unterschied liegt in der Absicht: Während Gamification oft nur kurzfristige Effekte erzielt, kann Game Thinking langfristig zu Kreativität, neuen Lösungsräumen und echter Teamverbundenheit führen.
  2. Praktische Beispiele aus der Wirtschaft: Stella berichtet von beeindruckenden Beispielen, wie Unternehmen spielerische Ansätze bereits erfolgreich einsetzen.
    • Google mit der 80/20-Regel, bei der Mitarbeitende 20% ihrer Zeit eigenen Projekten widmen, was zu Innovationen wie Gmail führte.
    • IBM, das betriebswirtschaftliche Prozesse durch ein Serious Game simuliert, um Managementfähigkeiten zu trainieren.
    • Dachser, ein Logistikunternehmen, das seinen Mitarbeitenden erlaubt, Tetris zu spielen, um ihre Fähigkeit zur Lückenoptimierung beim LKW-Beladen zu verbessern. Das Ergebnis? Effizientere Abläufe und mehr Spaß bei der Arbeit.
  3. Warum Spielen mehr als nur Spaß bedeutet: Spielen schafft einen sicheren Raum – einen „Magic Circle“, wie Stella es nennt. Hier können Menschen komplexe Situationen durchleben, Fehler machen, daraus lernen und neue Lösungsansätze entwickeln, ohne reale Konsequenzen zu fürchten. Neurowissenschaftliche Studien zeigen sogar, dass unser Gehirn nicht zwischen fiktionalen und realen Erlebnissen unterscheidet: Wenn wir in einem Spiel Angst oder Freude empfinden, reagieren Puls, Herzschlag und Gehirnaktivität genauso wie in der Realität.
  4. Ein besonderer Tipp: Dekonstruiert Spiele! Stella empfiehlt der agilen Community, bekannte Spiele wie „Mensch ärgere dich nicht“ auseinanderzunehmen und ihre Struktur zu analysieren: Welche Elemente sind enthalten (z.B. Spielfiguren, Regeln, Mechaniken)? Wie beeinflussen sie sich gegenseitig? Was passiert, wenn ein Element verändert wird? Diese Übung hilft, systemisches Denken zu fördern und Prozesse oder Organisationsstrukturen spielerisch zu verbessern.

Warum du diese Episode hören solltest:

Wenn du schon immer wissen wolltest, wie du Spielmethoden in deinem Team oder Unternehmen einsetzen kannst, um Innovation, Kreativität und Motivation zu fördern, ist diese Folge ein Muss. Du erfährst, wie Unternehmen es geschafft haben, durch gezielte spielerische Ansätze nicht nur bessere Ergebnisse zu erzielen, sondern auch eine positivere Arbeitskultur zu schaffen.

Stella zeigt uns, dass Spielen mehr ist als nur ein Zeitvertreib: Es ist ein mächtiges Werkzeug zur Entwicklung von Fähigkeiten, zur Förderung von Teamgeist und zur Bewältigung komplexer Herausforderungen – und das Ganze ohne erhobenen Zeigefinger.

Links und Ressourcen

Probier dich aus“ – Commerzbank

Spiel „Against All Odds“ http://www.lastexitflucht.org/againstallodds/ – Link leider nicht mehr verfügbar

der erwähnte Linkedin-Post von Stella: Playfullness: Erinnerst du dich noch wie es war?

Buchtipps

Chade-Meng Tan:   Search inside yourself 

Jane McGonigal: Besser als die Wirklichkeit – Warum wir von Computerspielen profitieren und wie sie die Welt verändern –

Kontakt zu Stella Schüler

LinkedIn:  https://www.linkedin.com/in/stella-schueler/

https://www.linkedin.com/company/gameful-leadership

Webseite Gameful Leadership: https://gamefulleadership-makerspace.de/

Hör jetzt rein und entdecke die Magie des Spielens für deinen Arbeitsalltag!
Erfahre, wie du durch Game Thinking neue Wege zur Problemlösung finden kannst und warum Playfulness der Schlüssel zu einer resilienten, kreativen Organisation ist.

Viel Spaß

Dein agilophiler Frank

Weitere Episoden des agilophil Podcasts findest du auf der Übersichtsseite Podcast.