Demokratie und Agilität – Frank Hampe mit Dr. Andreas Zeuch
In dieser Folge des agilophil Podcasts widmen wir uns einem hochaktuellen Thema: der Verbindung zwischen Partizipation, Demokratie und Agilität. Wie beeinflusst die Art, wie wir arbeiten, die Demokratie in unserer Gesellschaft? Welche Rolle spielen Unternehmen bei der Stärkung demokratischer Werte? Mein Gast, Dr. Andreas Zeuch, gibt spannende Einblicke in die Arbeit der Unternehmensdemokraten und stellt den neuen Verein Zoon e.V.vor.
Demokratie im Unternehmen: Die Vision der Unternehmensdemokraten
Andreas Zeuch ist Gründer des kollegialen Netzwerks „Unternehmensdemokraten“, das Unternehmen dabei unterstützt, mehr Partizipation und nachhaltige Verantwortung in ihren Strukturen zu etablieren. Mit seinem Team begleitet er Organisationen auf ihrem Weg zu einem demokratischeren Arbeitsumfeld. Dabei geht es nicht nur um Selbstorganisation oder agile Methoden, sondern um echte Mitbestimmung – auf operativer, taktischer, strategischer und normativer Ebene.
Andreas erklärt, dass der Begriff „Unternehmensdemokratie“ bewusst gewählt wurde, um zu provozieren und zum Nachdenken anzuregen. Ziel ist es, Mitarbeitende nicht nur in alltägliche Entscheidungen einzubinden, sondern auch in strategische Prozesse wie Recruiting, Standortentscheidungen oder die Entwicklung von Unternehmensstrategien.
Praktische Ansätze: Von Homeoffice bis Peer Recruiting
Wie können Unternehmen demokratische Prinzipien im Arbeitsalltag umsetzen? Andreas beschreibt verschiedene Ansätze:
- Homeoffice-Regelungen: Mitarbeitenden mehr Entscheidungsfreiheit darüber geben, von wo aus sie arbeiten möchten.
- Bring Your Own Device: Die Freiheit, eigene Arbeitsgeräte zu nutzen, oder zwischen verschiedenen Optionen wählen zu können.
- Peer Recruiting: Teams entscheiden selbst über neue Kolleg*innen – von der Bedarfsfeststellung bis zum Einstellungsprozess.
Ein besonders interessanter Punkt ist die Einbindung von Mitarbeitenden in normative Entscheidungen, etwa zur Governance der Organisation. Hier können Unternehmen Mitbestimmungsmöglichkeiten schaffen, die weit über die klassischen Strukturen von Betriebsräten hinausgehen.
Der demokratische Spillover-Effekt: Positive Effekte für die Gesellschaft
Ein Highlight unseres Gesprächs ist der sogenannte demokratische Spillover-Effekt. Andreas berichtet von wissenschaftlichen Studien, die zeigen, dass demokratische Führungsstile in Unternehmen auch die demokratischen Kompetenzen und Werte der Mitarbeitenden stärken. Mitarbeitende, die in demokratisch geführten Organisationen arbeiten, sind außerhalb ihrer Arbeitszeit aktiver in demokratischen Prozessen: Sie gehen häufiger wählen, engagieren sich in der Nachbarschaft oder nehmen an Demonstrationen teil. Demokratische und damit agilere Unternehmen können so einen positiven Einfluss auf die gesamte Gesellschaft ausüben.
Zoon e.V.: Demokratie erlebbar machen
Neben den Unternehmensdemokraten stellt Andreas seine neue Initiative Zoon e.V. vor. Dieser Verein, der sich zum Zeitpunkt der Aufnahme (Ende 2024) noch in Gründung befindet, verfolgt das Ziel, Demokratie, Vielfalt und soziale Nachhaltigkeit durch spielerische und künstlerische Ansätze erlebbar zu machen. Mit sogenannten Serious Games, kombiniert mit Musik, Videoinstallationen und Formaten aus der Organisationsentwicklung, möchte Zoon e.V. Mitarbeitende als Bürger*innen ansprechen und sie dazu inspirieren, sich aktiv in der Gesellschaft einzubringen.
Andreas betont, dass Zoon e.V. bewusst keine klassische politische Bildung anbietet. Stattdessen sollen Menschen durch interaktive Formate emotional berührt und zum Nachdenken angeregt werden. Erste Testläufe mit einem mittelständischen Unternehmen waren ein großer Erfolg: Die Mitarbeitenden fühlten sich nicht nur persönlich angesprochen, sondern auch emotional berührt. Das fördert nicht nur demokratisches Bewusstsein, sondern stärkt auch die Bindung der Mitarbeitenden an das Unternehmen. Die Eintragung ins Vereinsregister ist für den 31.01.2025 geplant – also kurz nach Veröffentlichung der Folge.
Ein praktischer Hack für mehr Demokratie im Arbeitsalltag
Am Ende unseres Gesprächs gibt Andreas einen praktischen Tipp: Den konsultativen Einzelentscheid. Führungskräfte können ihre Mitarbeitenden in Entscheidungsprozesse einbinden, indem sie deren Meinungen und Ideen einholen. Wichtig ist dabei, klar zu kommunizieren, dass die finale Entscheidung bei der Führungskraft liegt. Dies schafft Transparenz, stärkt das Vertrauen und fördert das Gefühl, gehört zu werden – ein wichtiger Schritt hin zu mehr Partizipation im Arbeitsalltag.
Links und Ressourcen
Kontakt zu Dr. Andreas Zeuch und den Organisationen
Dr. Andreas Zeuch ist auf verschiedenen Wegen erreichbar:
- E-Mail: andreas@unternehmensdemokraten.de oder andreas@zoon.earth
- LinkedIn: Andreas Zeuch
- Webseiten: Unternehmensdemokraten und Zoon e.V.
- weitere Links:
- Wirtschaft für Demokratie
- Studienbericht zum demokratischen Spillover-Effekt
- Business Council for Democracy
- Blogbeitrag: Keine Affen im Zoo: Wieso ist Partizipation wichtig?
Fazit
Agilität rettet die Demokratie! Diese Episode zeigt, wie wichtig es ist, Demokratie und Partizipation nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in Unternehmen zu fördern. Die Unternehmensdemokraten und Zoon e.V. bieten Ansätze, um Organisationen demokratischer zu gestalten und damit einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, die Arbeitswelt und die Demokratie zu stärken!
Bleib agil und demokratisch!
Dein agilophiler Frank
Weitere Episoden des agilophil Podcasts findest du auf der Übersichtsseite Podcast.
PS: Sorry für die nicht ganz optimale Tonqualität in dieser Episode