Zeitlose Klassiker im agilen Projektmanagement
In dieser Episode des agilophil Podcasts geht es um zeitlose Klassiker im Projektmanagement. Diese bewährten Werkzeuge und Modelle haben ihre Ursprünge oft weit vor der Agilität, sind aber in agilen Projekten weiterhin von großer Bedeutung. Dabei gehe ich ein auf Klassiker wie die Stacey Matrix, das Eisbergmodell von Edgar Schein oder die SWOT-Analyse und zeige, wie sie im agilen Kontext Nutzen schaffen können.
Die zentrale Botschaft dieser Folge: Agil ist nichts Neues – es ist die sinnvolle Anwendung von gesundem Menschenverstand und erprobten Best Practices. Agilität ist daher keine Modeerscheinung, sondern der Schlüssel zu erfolgreichem Projektmanagement in komplexen Umfeldern.
Die vorgestellten Klassiker im Überblick
Stacey Matrix: Komplexität verstehen
Die Stacey Matrix, entwickelt von Ralph Stacey, klassifiziert Projekte nach ihrer Komplexität und der Klarheit von Anforderungen und Lösungen. Agile Ansätze wie Scrum oder Kanban erweisen sich in komplexen Situationen als besonders effektiv, da sie flexibel auf Unsicherheiten und Änderungen reagieren können. Dieses Modell hilft Teams, den Grad der Komplexität zu analysieren und die passenden Methoden anzuwenden.
Cynefin-Modell: Entscheidungen treffen
Das Cynefin-Modell von Dave Snowden ergänzt die Stacey Matrix, indem es fünf Kontextkategorien beschreibt: von einfachen bis hin zu chaotischen Situationen. Besonders in komplexen Kontexten bietet das Modell eine Orientierungshilfe für agile Teams oder auch Manager und Stakeholder. Es hilft, die richtigen Entscheidungen auf Basis der jeweiligen Situation zu treffen und dynamische Prozesse effektiv zu steuern.
PDCA-Zyklus: Kontinuierliche Verbesserung fördern
Der Plan-Do-Check-Act-Zyklus, bekannt durch W. Edwards Deming, ist ein Grundpfeiler agiler Methoden. Iteratives Arbeiten in Sprints und kontinuierliches Lernen basieren direkt auf diesem bewährten Prinzip. Der PDCA-Zyklus unterstützt Teams dabei, ihre Arbeitsweise ständig zu hinterfragen und zu optimieren.
SWOT-Analyse: Strategisch planen
Die SWOT-Analyse von Albert S. Humphrey ist ein wertvolles Werkzeug für Product Owner und Scrum Master, um Potenziale und Risiken in Projekten zu analysieren und gezielt darauf zu reagieren. Sie ermöglicht eine strukturierte Betrachtung von Stärken und Schwächen, sowie Chancen und Risiken, um Strategien effektiv zu gestalten.
Eisbergmodell: Unternehmenskultur verstehen
Edgar Scheins Eisbergmodell zeigt auf, wie tief verwurzelte Werte und Normen die Unternehmenskultur prägen. Für agile Coaches ist dieses Modell ein wichtiges Werkzeug, um Veränderungsprozesse zu begleiten. Es unterstützt dabei, die unsichtbaren Faktoren einer Organisation zu analysieren und gezielte Maßnahmen für nachhaltigen Wandel zu ergreifen.
Pareto-Analyse: Fokus setzen
Das Pareto-Prinzip (80:20-Regel) hilft Teams, sich auf die wichtigsten Aufgaben zu konzentrieren, um maximale Wirkung zu erzielen. Besonders Product Owner können davon profitieren, indem sie sicherstellen, dass wertschöpfende Features priorisiert werden. Auch ineffiziente Prozesse lassen sich durch diese Analyse aufdecken.
Ishikawa-Diagramm: Ursachen analysieren
Das Fischgrätendiagramm von Kaoru Ishikawa unterstützt Teams dabei, Blockaden und Ineffizienzen in Retrospektiven zu analysieren und gezielte Verbesserungen zu entwickeln. Es hilft, Problemursachen systematisch zu identifizieren und nachhaltige Lösungen zu finden.
Teamrollen nach Belbin: Stärken nutzen
Meredith Belbins Modell der Teamrollen hilft dabei, Teams optimal zusammenzustellen und individuelle Fähigkeiten gezielt einzusetzen. Jede Rolle bringt spezifische Stärken mit sich, die in der agilen Teamarbeit effektiv genutzt werden können, um die Zusammenarbeit zu optimieren.
Change-Kurve: Veränderungen managen
Die Change-Kurve von Elisabeth Kübler-Ross ist eine hilfreiche Orientierung, um die emotionale Dynamik in Veränderungsprozessen besser zu verstehen und Teams durch schwierige Phasen zu führen. Dieses Modell hilft Führungskräften, die Resilienz von Teams zu stärken und Veränderungen erfolgreich zu begleiten.
3K-Modell: Zusammenarbeit stärken
Kommunikation, Kooperation und Koordination sind die Basis jeder erfolgreichen Teamarbeit. Dieses Modell betont die Bedeutung gut abgestimmter Prozesse in der Selbstorganisation. Es erinnert daran, dass Agilität strukturierte Zusammenarbeit und klare Absprachen erfordert.
Warum diese Klassiker auch heute noch relevant sind
Die vorgestellten Tools zeigen, dass Agilität auf bewährten Prinzipien beruht. Agilität ist keine revolutionäre Neuerfindung, sondern eine Anwendung und Weiterentwicklung, die sich an den Herausforderungen moderner, komplexer Projekte orientiert.
Agilität bedeutet, gesunden Menschenverstand einzusetzen und mit Best Practices zu verbinden. Diese Werkzeuge sind nicht nur nützlich, sondern essenziell, um agiles Arbeiten erfolgreich umzusetzen – sei es im Team, auf Organisationsebene oder in der Kommunikation mit Stakeholdern.
Quellen und Empfehlungen aus dieser Folge
- Albert S. Humphrey, SWOT-Analyse -> Willy Schneider: Praxisleitfaden SWOT-Analyse
- Dave Snowden: Video über das Cynefin-Modell
- Edgar Schein, Organizational Culture and Leadership , Organisationskultur und Leadership
- Elisabeth Kübler-Ross: On Death and Dying
- Friedrich Glasl: Konfliktmanagement
- Friedemann Schulz von Thun: Miteinander reden 1: Störungen und Klärungen
- Kaoru Ishikawa: Introduction to Quality Control
- Meredith Belbin: Management Teams: Why They Succeed or Fail
- Ralph Stacey: Strategic Management and Organisational Dynamics
- Vilfredo Pareto: Cours d’économie politique -> Richard Koch: Das 80/20-Prinzip
- W. Edwards Deming, Plan-Do-Check-Act-Zyklus
- Walter A. Shewhart: Statistical Method from the Viewpoint of Quality Control
Viel Spaß beim reinhören und ausprobieren.
Dein agilophiler Frank
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