Die Millersche Zahl 7 – Warum weniger mehr ist in agilen Teams
In dieser Folge des agilophil Podcasts geht es um eine psychologische Erkenntnis, die unsere tägliche Arbeit stärker beeinflusst, als wir oft denken: die Millersche Zahl.
George A. Miller veröffentlichte 1956 eine Studie mit dem Titel „The Magical Number Seven, Plus or Minus Two“. Darin stellte er fest, dass das menschliche Kurzzeitgedächtnis typischerweise zwischen 5 und 9 Informationseinheiten gleichzeitig speichern kann. Dieses Prinzip findet sich in vielen Bereichen wieder – von der Gestaltung von Telefonnummern bis hin zur Strukturierung von agilen Teams.
Doch warum ist diese Erkenntnis gerade für agile Teams und Scrum so relevant? Genau das erfährst du in dieser Folge!
Die Millersche Zahl und agile Teamgrößen
In Scrum wird eine empfohlene Teamgröße von 3 bis 9 Personen angegeben. Das ist kein Zufall, sondern basiert auf der Millerschen Zahl.
Warum ist diese Teamgröße optimal?
- Effektive Kommunikation: Je größer das Team, desto mehr Kommunikationswege gibt es. Während 5 Personen 10 Kommunikationsverbindungen haben, sind es bei 10 Personen bereits 45!
- Schnellere Entscheidungen: Kleinere Teams (5-7 Personen) können schneller Entscheidungen treffen und vermeiden lange Diskussionen.
- Reduzierung kognitiver Überlastung: Zu viele parallele Informationen bremsen die Produktivität. Ein kleines, gut organisiertes Team kann sich besser konzentrieren.
Auch in Kanban- und Scrum-Methoden wird die Millersche Zahl genutzt, um die Arbeitsweise effizienter zu gestalten.
Die Millersche Zahl in der agilen Praxis
Doch nicht nur die Teamgröße ist von ihr betroffen. Die Millersche Zahl zeigt sich in vielen weiteren Bereichen des agilen Arbeitens:
1. Work-in-Progress (WIP) Limits
Zu viele parallele Aufgaben überlasten Teams. Daher setzen Kanban und Scrum oft WIP-Limits ein – eine maximale Anzahl an gleichzeitigen Aufgaben. Eine typische Grenze liegt bei 3 bis 5 Aufgaben pro Person.
2. Sprint-Backlog und Priorisierung
Ein Sprint-Backlog sollte nicht mit 20+ Items überladen werden. Ein Fokus auf 5 bis 7 zentrale User Stories pro Sprint sorgt für bessere Umsetzbarkeit und Klarheit.
3. Meetings und Daily Stand-ups
Zu viele Themen in Meetings führen dazu, dass Teilnehmer abschalten. Meetings sollten sich auf 3 bis 5 Hauptpunktebeschränken.
👉 Ein bekanntes Beispiel: Jeff Bezos’ „Zwei-Pizza-Regel“ – ein Meeting sollte nicht mehr Teilnehmer haben, als man mit zwei großen Pizzen satt bekommt.
Anwendungen der Millerschen Zahl außerhalb agiler Teams
Auch in anderen Bereichen wird dieses Prinzip genutzt:
1. UX/UI-Design und Software-Entwicklung
- Menüstrukturen haben oft maximal 5 bis 7 Hauptkategorien, um Nutzer nicht zu überfordern.
- Gute Dashboards zeigen eine begrenzte Anzahl an Metriken, um die Übersichtlichkeit zu bewahren.
- Formulare und Einstellungen sind oft in kleine, maximal 7 Optionen große Gruppen unterteilt.
2. Bildung und Lernstrategien
- Chunking-Technik: Große Informationsmengen werden in 5-7 kleine Blöcke unterteilt.
- Lehrbücher und E-Learning-Kurse nutzen das Prinzip, indem sie Inhalte in überschaubare Abschnitte aufteilen.
- Präsentationen sollten nicht mehr als 5 bis 7 Kernbotschaften enthalten, um verständlich zu bleiben.
Fazit – Was können wir daraus lernen?
Die Millersche Zahl zeigt, dass weniger oft mehr ist. In agilen Teams bedeutet das:
✅ Fokus auf das Wesentliche: Nicht zu viele parallele Aufgaben übernehmen.
✅ Kleine Teams bleiben effizienter: Große Teams sollten in kleinere Gruppen aufgeteilt werden.
✅ Backlog-Management mit klarem Fokus: Statt hunderter Items lieber die Top 5 bis 7 priorisieren.
✅ Meetings klar strukturieren: Auf wenige Kernthemen konzentrieren, um Produktivität zu steigern.
Dieses psychologische Prinzip ist kein starres Gesetz, sondern eine hilfreiche Orientierung – egal ob in Scrum, UX-Design oder im Arbeitsalltag.
Quellen und Empfehlungen aus dieser Folge
Hast du Beispiele, wie du die Millersche Zahl in deiner agilen Arbeit nutzt? Schreib mir gerne auf LinkedIn oder über meine Website!
Bis zur nächsten Folge – bleib agil!
Dein agilophiler Frank
Weitere Episoden des agilophil Podcasts (allerdings mehr als 7) findest du auf der Übersichtsseite Podcast.