IT Projekte retten

agilophil Podcast Folge 164: Wie du IT Projekte retten kannst

Projektkrise bewältigen – Wie du IT Projekte retten kannst

In dieser Folge geht es über ein Thema, das in der Realität vieler Unternehmen leider nach wie vor aktuell ist: festgefahrene IT-Projekte, die trotz hoher Budgets und großem Ressourceneinsatz kaum oder keinen erkennbaren Nutzen für Kunden oder Nutzer bringen. Was tun, wenn ein Projekt nicht einfach abgebrochen werden will oder kann, aber auch keinerlei messbare Fortschritte mehr erzielt? Welche Rolle spielt die Führung dabei – und wie kann eine echte Kehrtwende gelingen?

Dazu spreche ich in dieser Episode nicht nur über die häufigsten Symptome solcher Projektkrisen, sondern gebe auch konkrete Beispiele von Unternehmen, denen ein radikaler Kurswechsel gelungen ist. Außerdem zeige ich auf, wie agile Praktiken gezielt helfen können, Widerstände aufzulösen und neue Dynamiken im Projekt zu erzeugen.

Warum das wichtig ist

Gescheiterte oder stagnierende IT-Projekte sind nicht nur teuer, sie belasten auch die beteiligten Teams und gefährden die Innovationsfähigkeit von Unternehmen – und in manchen Fällen sogar ganzer Branchen oder gesellschaftlicher Systeme. Gerade in der heutigen Zeit, in der viele auf Digitalisierung und Effizienz angewiesen sind, ist ein funktionierendes Projektmanagement keine Kür, sondern Pflicht. Es liegt in der Verantwortung von Führungskräften und Projektbeteiligten, toxische Muster zu durchbrechen und Wege zu finden, wieder handlungsfähig zu werden.

Typische Symptome festgefahrener Projekte

Dazu betrachte ich ein Szenario, das sicherlich vielen bekannt vorkommt: Ein großes IT-Projekt, das zwar offiziell agil gemanagt wird, aber de facto nach klassischem Wasserfallprinzip läuft. Detaillierte Anforderungsdokumente ersetzen echte User Stories, Reviews sind reine Statusmeetings und die Kommunikation erfolgt fast ausschließlich über Berichte – anstatt mit den Menschen, die das Ergebnis später nutzen sollen.

Hinzu kommen häufig:

  • Starre Prozesse, die jegliche Veränderung erschweren
  • Fehlende Transparenz, z. B. durch geschönte Statusberichte
  • Demotivierte Teams, die keinen Einfluss nehmen können
  • Verpasste Deadlines und explodierende Kosten

Kurz: ein Projekt, das zwar auf dem Papier weiterläuft, aber real kaum Fortschritte macht – und in dem alle Beteiligten zunehmend frustriert sind.

Was es jetzt braucht: Führung mit Mut

Der zentrale Wendepunkt liegt in der Entscheidung, dass es so nicht weitergehen kann. Diese Entscheidung muss von jemandem in einer Führungsposition getroffen werden, der oder die bereit ist, bisherige Vorgehensweisen infrage zu stellen – auch wenn das mit persönlichem Risiko verbunden ist. Denn: Wer eingesteht, dass das aktuelle Vorgehen nicht funktioniert, muss bereit sein, Gesichtsverlust zu riskieren.

Doch wie genau kann so ein Umbruch gelingen?

Erfolgsbeispiele aus der Praxis

Ich stelle in der Folge zwei reale Beispiele vor:

  1. Toyota North America: Trotz massiver Ressourcen erzielte ein großes Projekt keine brauchbaren Ergebnisse. Erst als Nigel Thurlow, damaliger Chief of Agile, ein echtes Scrum einführte und innerhalb von 90 Tagen erste funktionsfähige Software geliefert wurde, wendete sich das Blatt. Entscheidend war hier das klare Mandat der Geschäftsführung.
  2. Mayden (UK): Auch hier erkannte das Management die Probleme und initiierte eine komplette Neuausrichtung mit Scrum – inklusive Schulungen und struktureller Unterstützung. Das Resultat: mehr Transparenz, höhere Produktivität und eine signifikant gestiegene Kundenzufriedenheit.

Diese Beispiele zeigen: Es braucht Mut – aber es lohnt sich.

Umgang mit Widerstand: 5 agile Strategien

Veränderung erzeugt fast immer Widerstand. Stefan Wolpers hat in einem Artikel fünf Strategien beschrieben, wie agile Praktiker damit umgehen können:

  1. Empathisches Zuhören: Schaffe Räume, in denen Stakeholder ohne Angst ihre Bedenken äußern können. So entsteht Vertrauen.
  2. Co-Creation: Gestalte den Veränderungsprozess gemeinsam mit allen Beteiligten – das schafft Akzeptanz.
  3. Inkrementeller Wandel: Führe Veränderungen schrittweise ein und feiere kleine Erfolge – das senkt die Schwelle zur Veränderung.
  4. Bildung und Schulung: Mache Agile durch Trainings greifbar und logisch nachvollziehbar.
  5. Erzählen von Erfolgsgeschichten: Storytelling motiviert – und zeigt, dass Veränderung auch im eigenen Kontext möglich ist.

Meine Botschaft an dich

Wenn du dich in einem dieser Szenarien wiedererkennst – sei mutig. Frage dich: Ist der Schmerz noch nicht groß genug, damit Veränderung wirklich passieren darf? Oder fehlt einfach nur der erste Schritt? Denk daran: Wenn Projekte scheitern, zahlen oft nicht nur die Beteiligten die Zeche, sondern die gesamte Gesellschaft – sei es durch verlorene Steuer-Millionen, ineffiziente Prozesse oder ausbleibende Innovationen. Die Verantwortung, Projekte zum Erfolg zu führen, liegt bei uns allen.

Links und Empfehlungen

Quelle1: Toyota (Nigel Thurlow – Scrum Rescue Case Study)
Quelle2: Mayden (Scrum Alliance Case Study)
Blogartikel: Stefan Wolpers: Resistance to Agile Transformations

Also: Gehe voran. Gib Gas. Hab Mut.

Dein agilophiler Frank

Weitere Episoden des agilophil Podcasts findest du auf der Übersichtsseite Podcast.

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