Unlearning - mach deinen Kopf Frei

agilophil Podcast Folge 165: Unlearning

Unlearning – Warum Verlernen der Schlüssel zum agilen Arbeiten ist

In dieser Folge des agilophil Podcasts beschäftige ich mich mit einem Thema, das auf den ersten Blick kontraintuitiv erscheint, aber für echtes agiles Arbeiten essenziell ist: Unlearning – das bewusste Verlernen.

Wir sprechen viel über „lebenslanges Lernen“, über Schulungen, Zertifizierungen und neue Tools. Doch was ist mit dem, was uns daran hindert, wirklich Neues zu denken und umzusetzen? Oft sind es alte Glaubenssätze, eingefahrene Denkweisen oder veraltete Methoden, die wie ein unsichtbares Korsett wirken. Diese gilt es abzulegen. Denn erst durch das bewusste Vergessen alter Muster schaffen wir Raum für Innovation und echtes agiles Handeln.

Warum wir verlernen müssen

Unlearning bedeutet nicht, dass wir unser Wissen komplett löschen sollen. Vielmehr geht es darum, zu erkennen, welche Denk- und Handlungsmuster uns heute nicht mehr dienlich sind. Das betrifft sowohl persönliche Glaubenssätze als auch kollektive Paradigmen in Organisationen. Barry O’Reilly beschreibt in seinem Buch Unlearn sehr treffend, dass nicht das Lernen, sondern das Verlernen der größte Hebel für Transformation ist.

Beispiele aus Sport, Wirtschaft und Geschichte

Beispiele erfolgreichen Unlearnings:

  • Dick Fosbury revolutionierte den Hochsprung mit einer rückwärtsgerichteten Technik – dem „Fosbury Flop“. Eine Idee, die zunächst absurd erschien, sich aber durchsetzte, weil sie schlicht besser funktionierte.
  • Muhammad Ali veränderte das Schwergewichtsboxen, indem er sich von der Vorstellung des trägen, massiven Kämpfers löste und stattdessen leichtfüßig und strategisch agierte.
  • Toyota brach mit der Massenproduktion und führte „Lean Thinking“ ein – eine komplett neue Sicht auf Produktionsprozesse.
  • Apple entwickelte sich vom Hardware-Hersteller zum Innovationsführer durch das radikale Umdenken in Nutzererlebnissen.
  • Und auch die alten Römer zeigten, dass institutionelles Unlearning – also das bewusste Hinterfragen und Ersetzen überkommener Strukturen – ein Erfolgsfaktor sein kann.

Unlearning im agilen Kontext

Im agilen Arbeiten geht es nicht nur um Methoden wie Scrum oder Kanban. Es geht um einen kulturellen Wandel – um ein Mindset, das kontinuierliche Anpassung ermöglicht. Wer glaubt, Planung gäbe Sicherheit, wer Führung mit Kontrolle verwechselt oder Meetings nur als Pflichtveranstaltungen sieht, wird in agilen Kontexten schnell an Grenzen stoßen.

Hier setzt Unlearning an. Es fordert uns auf, starre Regeln zu hinterfragen und zu verlernen, um Raum für neue, wirksamere Denk- und Handlungsweisen zu schaffen. Das betrifft etwa:

  • Die Vorstellung, dass Meetings lang und statusorientiert sein müssen.
  • Den Glaubenssatz, dass Fehler vermieden werden müssen.
  • Das Verständnis von Führung als Anweisung statt als Ermöglichung.

Barry O’Reillys Drei-Schritte-Modell

Barry O’Reilly schlägt in seinem Buch einen einfachen, aber wirkungsvollen Dreischritt vor:

  1. Unlearn – Erkenne, welche Denkweisen nicht mehr funktionieren.
  2. Relearn – Ersetze diese durch passendere Verhaltensweisen.
  3. Breakthrough – Wende das Neue an und erlebe den Fortschritt.

Dieses Modell lässt sich auf viele Bereiche anwenden – beruflich wie privat. Es ist kein einmaliger Akt, sondern ein kontinuierlicher Prozess, der Agilität wirklich lebendig macht.

Konkrete Anwendungsfelder

In der Episode beleuchte ich auch ganz konkrete Situationen, in denen Unlearning gefragt ist:

  • Meetings: Statt langatmiger Statusrunden lieber kurze, partizipative Arbeitsformate.
  • Fehlerkultur: Weg vom Vertuschen hin zur aktiven Lernkultur.
  • Führungsverständnis: Von Kontrolle zur Orientierung und Unterstützung.

Ein Aufruf zum mutigen Verlernen

Am Ende steht eine klare Botschaft: Agilität beginnt nicht mit Methoden oder Tools, sondern mit dem Mut, alte Gewissheiten zu hinterfragen. Die Frage ist: Was bist Du heute bereit zu verlernen? Vielleicht ein festes Bild von Kontrolle? Eine Routine, die sich nicht mehr bewährt? Eine Haltung, die in der Vergangenheit hilfreich war, aber heute eher blockiert?

Unlearning bedeutet, sich auf neue Wege einzulassen – auch wenn es unbequem ist. Doch genau darin liegt das Potenzial für echten Wandel.

Quellen und weiterführende Links

Also: Vergiss es!

Dein agilophiler Frank

Weitere Episoden des agilophil Podcasts findest du auf der Übersichtsseite Podcast.

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