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agilophil Podcast Folge 25: Kanban einführen mit STATIK (Kanban Teil 7)

Kanban STATIK – Wie du Kanban erfolgreich einführst

In dieser Jubiläumsfolge – der 25. Episode des agilophil-daily Podcasts – schließe ich die Kanban-Reihe ab und spreche über einen essenziellen Aspekt der Kanban-Einführung: STATIK – den SystemTheoretischen Ansatz zur Einführung von Kanban. Dieser Ansatz hilft Unternehmen dabei, ein Kanban-System systematisch aufzubauen und schrittweise zu verbessern.

Viele Unternehmen starten mit Scrum und stoßen irgendwann an Grenzen – nicht, weil Scrum nicht funktioniert, sondern weil sich die Anforderungen und Rahmenbedingungen geändert haben. Wenn der Fokus nicht mehr auf der Entwicklung neuer Produkte liegt, sondern auf einer stabilen Betriebsführung mit kontinuierlicher Verbesserung, dann kann Kanban eine sinnvolle Alternative sein.

Doch wie führt man Kanban richtig ein? Genau dafür gibt es STATIK, das von Mike Burrows in seinem Buch Kanban – Verstehen, Einführen und Anwenden beschrieben wird. In dieser Folge erkläre ich dir die sechs Schritte von STATIK, mit denen du Kanban erfolgreich in deinem Unternehmen implementieren kannst.

Was ist STATIK und warum ist es wichtig?

STATIK steht für Systems Thinking Approach to Introducing Kanban und bietet eine strukturierte Methode, um Kanban nicht als starren Prozess, sondern als fließende Weiterentwicklung der bestehenden Arbeitsweise zu implementieren. Der Vorteil: „Start where you are“ – bestehende Strukturen werden nicht über den Haufen geworfen, sondern schrittweise optimiert.

Während Scrum oft eine radikale Umstellung bedeutet, die in vielen Unternehmen Widerstände hervorruft, ist Kanban inkrementell und lässt sich ohne großen Umbruch einführen. Statt gegen bestehende Arbeitsweisen anzukämpfen, baut Kanban auf ihnen auf und verbessert sie kontinuierlich nach dem Kaizen-Prinzip.

Die 6 Schritte von STATIK

Damit Kanban erfolgreich eingeführt werden kann, sind sechs Schritte notwendig:

1. Die Quellen der Unzufriedenheit verstehen

Bevor du irgendetwas änderst, musst du herausfinden, warum du überhaupt etwas ändern solltest. Was läuft aktuell schief? Wo gibt es Reibungspunkte? Warum sind Menschen unzufrieden mit der aktuellen Arbeitsweise?

Hier helfen zwei zentrale Fragen:

  • „Welche Bedürfnisse habt ihr?“ – Diese Frage sollte sowohl intern im Team als auch extern bei Stakeholdern gestellt werden.
  • „Was frustriert dich?“ – Diese Frage hilft dabei, die größten Schmerzpunkte zu identifizieren.

Der Schlüssel ist hier Zuhören. Widerstehe der Versuchung, sofort Lösungen vorzuschlagen. Es geht erst einmal nur darum, den aktuellen Zustand zu verstehen.

2. Anforderungen und Fähigkeiten analysieren

Im nächsten Schritt geht es darum zu analysieren, was das Team tatsächlich liefern muss und welche Fähigkeiten dafür erforderlich sind. Oft gibt es Diskrepanzen zwischen den Erwartungen der Stakeholder und dem, was das Team glaubt, liefern zu müssen.

Hier stellt sich die Frage: Wissen wir wirklich, was von uns erwartet wird? Oder interpretieren wir nur?
Es lohnt sich, das klar zu hinterfragen, um Missverständnisse und falsche Annahmen zu vermeiden.

3. Den aktuellen Workflow modellieren

Jetzt wird es konkret: Wie wird tatsächlich gearbeitet? Wichtig ist, nicht nur dokumentierte Prozesse zu betrachten, sondern sich den echten Arbeitsfluss anzusehen. Das kann zum Beispiel durch Workshops mit dem Team erfolgen, in denen man gemeinsam die bestehenden Abläufe visualisiert – z. B. mit Post-its an der Wand.

Hier können oft blinde Flecken oder nicht dokumentierte Praktiken auftauchen, die den offiziellen Prozessen widersprechen. Diese Realität gilt es anzuerkennen, bevor Verbesserungen möglich sind.

4. Die Serviceklassen entdecken

Serviceklassen helfen dabei, Aufgaben nach Priorität und Dringlichkeit zu unterscheiden.
Einige Aufgaben müssen sofort erledigt werden (z. B. Prio-1-Tickets), andere haben längere Durchlaufzeiten.

Hierbei geht es darum herauszufinden, welche Arten von Arbeit es gibt und welche Erwartungen daran geknüpft sind:

  • Expedite (Sofortige Bearbeitung)
  • Standard-Service (Normale Durchlaufzeit)
  • Fix-Datum-Aufgaben (Termingebundene Arbeit)
  • Optionale Arbeit (Kann gemacht werden, muss aber nicht)

Sind alle Aufgaben aktuell „Prio 1“, dann ist keine wirklich wichtig. Das Kanban-System sollte hier Klarheit schaffen.

5. Kanban-Systeme gestalten

Jetzt kommt das Herzstück: Die visuelle Darstellung der Arbeit mit einem Kanban-Board.
Das Board muss sich am tatsächlichen Workflow orientieren und WIP-Limits (Work in Progress Limits) enthalten, um Überlastung zu vermeiden.

Hierbei sind die Flight Levels entscheidend:

  • Flight Level 3 – Strategische Koordination (Unternehmenslevel)
  • Flight Level 2 – Teamübergreifende Koordination
  • Flight Level 1 – Operative Umsetzung (Team-Level)

Ein gut designtes Kanban-Board sorgt für Transparenz und kontinuierliche Verbesserung.

6. Kanban einführen – und kontinuierlich verbessern

Der letzte Schritt ist der wichtigsteMachen!
Kanban ist kein Projekt mit einem Enddatum – es ist ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess. Die Einführung ist erst der Anfang, dann beginnt das Kaizen-Prinzip, bei dem das System laufend optimiert wird.

Dazu gehören:

  • Regelmäßige Retrospektiven
  • Messen und Visualisieren von KPIs
  • Schrittweise Anpassungen an den Workflow

Das Ziel: Ein selbstlernendes System, das mit der Zeit immer effizienter wird.

Fazit: Kanban mit STATIK erfolgreich einführen

Kanban ist eine flexible und realitätsnahe Methode, die Unternehmen dabei hilft, ihre Arbeitsweise schrittweise zu verbessern. Der STATIK-Ansatz sorgt für eine strukturierte Einführung und verhindert, dass alte Prozesse einfach nur blind ersetzt werden.

Wenn du in deinem Unternehmen mit Scrum an Grenzen stößt oder eine weniger disruptive Methode suchst, dann könnte Kanban mit STATIK die richtige Wahl für dich sein!

Ressourcen und Empfehlungen

Ein kleiner Blick in die Zukunft

Mit dieser Folge endet die erste Staffel des agilophil-daily Podcasts – aber keine Sorge, es geht bald weiter! Nach einer kurzen Pause starte ich mit einer neuen Staffel, die sich nicht nur mit agilen Methoden, sondern auch mit persönlicher Weiterentwicklung und unternehmerischem Denken beschäftigt.

Freu dich auf spannende Inhalte, die dich sowohl als Agilisten als auch als IT-Unternehmer weiterbringen!

Bleib agil und bis zur nächsten Staffel! 🚀

Dein agilophiler Frank

Weitere Episoden des agilophil Podcasts findest du auf der Übersichtsseite Podcast.