Veränderung und Widerstände – Was wir vom Chamäleon lernen können
In dieser Folge des agilophil Podcasts spreche ich über ein zentrales Thema für alle, die sich mit Veränderungen in Unternehmen oder im persönlichen Umfeld beschäftigen: Widerstand gegen Veränderungen – und wie wir ihn überwinden können.
Dafür ziehe ich ein sehr anpassungsfähiges Vorbild aus der Natur heran: das Chamäleon. Es kann seine Farbe ändern, je nach Umgebung, und zeigt sogar Emotionen durch seine Farbwechsel. Anpassungsfähigkeit ist also der Schlüssel zum Überleben – nicht nur in der Natur, sondern auch in Unternehmen. Doch was bedeutet das für uns? Und wie können wir als Individuen und Organisationen flexibler und anpassungsfähiger werden?
Warum Veränderungen oft auf Widerstand stoßen
In vielen Unternehmen herrscht ein Beharrungsvermögen, das Veränderungen erschwert. Besonders in stark hierarchischen Organisationen oder solchen, die sich über Jahre wenig bewegt haben, ist Veränderung fast unmöglich – oder sie wird von vornherein abgelehnt. Die Strukturen wirken verkrustet, und die Mitarbeitenden haben oft verlernt, eigenständig nach Lösungen zu suchen.
Doch die Welt dreht sich weiter – und mit ihr die Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen. Gerade in einer Zeit, in der Unternehmen sich in digitalen und agilen Transformationsprozessen befinden, ist Anpassungsfähigkeit wichtiger denn je. Wer sich nicht verändert, wird langfristig abgehängt.
Die Veränderungskurve nach Kübler-Ross
Widerstand gegen Veränderungen folgt oft einem bestimmten Muster. Die sogenannte Veränderungskurve, die aus der Psychologie stammt, zeigt auf, welche emotionalen Phasen Menschen durchlaufen, wenn sie mit einer neuen Situation konfrontiert werden.
Diese Kurve, ursprünglich als Trauerkurve von Elisabeth Kübler-Ross bekannt, beschreibt, wie Menschen auf den Verlust eines geliebten Menschen reagieren – und erstaunlicherweise verlaufen Change-Prozesse in Unternehmen ganz ähnlich.
Die fünf Phasen sind:
- Schock und Verwirrung – Eine Veränderung trifft unerwartet ein und führt zu Unsicherheit oder sogar Angst.
- Verleugnung und Widerstand – Betroffene wollen die Veränderung nicht wahrhaben und versuchen, sich dagegen zu wehren.
- Wut und Frustration – Die Kontrolle scheint verloren zu gehen, und emotionale Gegenwehr entsteht.
- Verhandlung und Feilschen – Man versucht, eine Lösung zu finden, die die Veränderung zumindest abschwächt.
- Depression und Akzeptanz – Die Erkenntnis setzt ein, dass die Veränderung unvermeidbar ist – und nach und nach akzeptiert wird.
Am Ende der Kurve stehen Akzeptanz und Integration – der Moment, in dem sich neue Prozesse etabliert haben und selbstverständlich geworden sind.
Was wir vom Chamäleon lernen können
Wenn Veränderungen so oft auf Widerstand stoßen, wie kann man dann diesen Widerstand überwinden? Hier kommt das Chamäleon ins Spiel: Es passt sich an, ohne dabei seine Identität zu verlieren.
Das bedeutet für Unternehmen und Teams:
- Veränderungen sollten nicht einfach „von oben“ verordnet werden.
- Menschen brauchen Zeit, um sich an Neues zu gewöhnen.
- Transparenz und Kommunikation sind essenziell, um Ängste abzubauen.
- Ein klarer Sinn („Wozu machen wir das?“) hilft enorm, Widerstände frühzeitig zu reduzieren.
Gerade der letzte Punkt ist entscheidend: Wenn Mitarbeitende verstehen, warum eine Veränderung notwendig ist, sind sie eher bereit, sich darauf einzulassen. Wenn sie sogar aktiv an der Lösung beteiligt sind, erleben sie den Change-Prozess nicht als Bedrohung, sondern als Chance.
Wie du Veränderungsprozesse in deinem Unternehmen erleichtern kannst
Hier sind einige praktische Ansätze, um Veränderungen reibungsloser zu gestalten:
✅ Das „Warum“ frühzeitig kommunizieren
Wenn von Anfang an klar ist, warum eine Veränderung stattfindet, fühlen sich Mitarbeitende weniger überrumpelt und können den Sinn dahinter besser verstehen.
✅ Mitarbeitende aktiv einbeziehen
Statt Vorgaben von oben zu machen, sollte ein gemeinsamer Lösungsprozess stattfinden. Teams, die selbst an der Problemlösung beteiligt sind, stehen der Veränderung positiver gegenüber.
✅ Veränderung als kontinuierlichen Prozess begreifen
Change ist kein einmaliges Ereignis, sondern ein ständiger Prozess. Unternehmen müssen eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung entwickeln, um anpassungsfähig zu bleiben.
✅ Unterstützung anbieten
Nicht jeder kann sich sofort auf neue Situationen einstellen. Coaching oder Mentoring-Programme helfen dabei, Ängste zu reduzieren und individuelle Entwicklungswege aufzuzeigen.
Fazit: Veränderung als Chance begreifen
Wir sind zwar keine Chamäleons, aber wir können lernen, mit Veränderungen umzugehen. Widerstand ist normal – doch wenn wir wissen, dass er ein vorhersehbarer Prozess ist, können wir ihn besser steuern.
Wenn du in deinem Unternehmen Veränderungen durchführst oder selbst vor einem großen Wandel stehst, dann nutze die richtigen Methoden, um den Widerstand zu reduzieren.
Links und Ressourcen
- Buchtipp: Elisabeth Kübler-Ross – On Death and Dying
Und falls du Unterstützung brauchst, nimm Kontakt mit mir auf. Denn du musst den Veränderungsprozess nicht alleine durchlaufen.
Dein agilophiler Frank
Weitere Episoden des agilophil Podcasts findest du auf der Übersichtsseite Podcast.