Die Henne-Ei-Releaseplanung – Was kommt zuerst?
In dieser Folge meines Podcasts beschäftige ich mich mit einem spannenden Paradoxon, das nicht nur aus der Natur, sondern auch aus der agilen Produktentwicklung bekannt ist: das Henne-Ei-Problem. Was war zuerst da – die Henne oder das Ei? Und wie überträgt sich diese Frage auf die Releaseplanung in agilen Projekten?
Ziele und Werte – Eine Wechselwirkung
Ähnlich wie bei der Frage nach Henne oder Ei stehen wir in agilen Teams oft vor der Herausforderung, ob wir uns zuerst auf gemeinsame Werte einigen oder klare Ziele definieren sollen. Beide Ansätze sind richtig – und genau das ist die spannende Erkenntnis.
Ein anschauliches Beispiel bietet eine Wanderung. Wenn wir uns für eine Tour entscheiden, dann spielt nicht nur das Ziel eine Rolle, sondern auch die Art und Weise, wie wir den Weg gestalten. Ein gutes Fundament – in diesem Fall die richtigen Schuhe – ist essenziell für das Vorankommen. Ohne eine stabile Basis kann eine Wanderung, genau wie ein agiles Projekt, schnell unangenehm werden.
Doch nicht nur die Schuhe sind wichtig, sondern auch das Gepäck. Alles, was nicht wirklich nötig ist, wird zur Belastung. In der Produktentwicklung heißt das: Überflüssige Features, die nur „nice-to-have“ sind, kosten Zeit und Ressourcen. Je schlanker und fokussierter wir arbeiten, desto leichter fällt es uns, unser Ziel zu erreichen.
Herausforderungen in der Releaseplanung – Das Henne-Ei-Problem in der Praxis
Ähnlich verhält es sich mit der Releaseplanung in agilen Projekten. Was kommt zuerst?
- Definieren wir zunächst die Features, die wir benötigen, und leiten dann den Zeitpunkt der Lieferung ab?
- Oder bestimmen wir zuerst eine Deadline und überlegen dann, welche Funktionen bis dahin umgesetzt werden können?
Beide Vorgehensweisen sind legitim, aber je nach Situation kann die eine oder andere sinnvoller sein. Entscheidend ist, dass wir nicht in Planungsstarre verfallen, sondern den Prozess iterativ gestalten. Denn wie schon Eisenhower sagte: „Der Plan ist wertlos, aber die Planung ist essenziell.“
Ein iterativer Ansatz zur Releaseplanung – Vier Schritte zum Ziel
Um das Henne-Ei-Problem in der Planung zu lösen, bietet sich ein vierstufiger iterativer Prozess an:
- Anwendungsfälle definieren
- Welche Probleme soll unser Produkt für den Kunden lösen?
- Wie würde der Kunde das Produkt in der Praxis nutzen?
- Welche Probleme sind für den Kunden am dringendsten?
- Kernfeatures bestimmen
- Welche Funktionen sind essenziell, um diese Probleme zu adressieren?
- Welche Features haben den größten Mehrwert?
- Gibt es Funktionen, die das Produkt von der Konkurrenz abheben?
- Sinnvolle Zeitpunkte festlegen
- Wann braucht der Kunde unser Produkt?
- Gibt es wichtige geschäftliche oder gesetzliche Deadlines?
- Welche Termine ergeben für den Markt Sinn?
- Realistische Priorisierung vornehmen
- Welche Features sind bis zum gewünschten Zeitpunkt umsetzbar?
- Welche Funktionen können auf spätere Releases verschoben werden?
- Wie viel Pufferzeit benötigen wir für unvorhergesehene Probleme?
Mit jedem dieser Schritte gewinnen wir mehr Klarheit und Struktur für unseren Releaseplan. Wichtig ist, diesen Plan nicht als endgültig zu betrachten, sondern regelmäßig zu überarbeiten – ähnlich wie ein Wanderer seine Route an das Wetter anpasst. der Natur oder im Leben auf veränderte Bedingungen reagieren.
Die Macht des ersten Strichs – Warum ein leeres Blatt kein Problem ist
Jeder kreative Prozess beginnt mit einem leeren Blatt Papier – das kann beängstigend sein. Doch sobald wir den ersten Punkt setzen, beginnt die Evolution unseres Produkts. Jeder erste Schritt setzt eine Kette von Veränderungen in Gang, die zu einem Ergebnis führen.
Diese Erkenntnis lässt sich nicht nur auf die Produktentwicklung, sondern auch auf Unternehmen oder persönliche Ziele anwenden. Jeder von uns hat die Möglichkeit, durch eine bewusste Entscheidung den eigenen Weg aktiv zu gestalten – sei es im Business, in Projekten oder im persönlichen Leben.
Links und Ressourcen
- Buchtipp: Jeff Patton – User Story Mapping
Wenn du das Gefühl hast, dass du bei deiner Planung oder Strategie Unterstützung brauchst, dann lass uns gemeinsam den Weg gehen. Über mein agilophil Mentoring-Programm begleite ich dich durch diesen Prozess und helfe dir, deine individuellen Herausforderungen zu meistern.
Dein agilophiler Frank
Weitere Episoden des agilophil Podcasts findest du auf der Übersichtsseite Podcast.