Zellstrukturdesign -Niels Pfläging Teil 1

agilophil Podcast Folge 64: Zellstrukturdesign – Interview mit Niels Pfläging Teil 1

Zellstrukturdesign – Die Zukunft der Unternehmensorganisation?

In dieser Folge des Agilophil Podcasts spreche ich mit Niels Pfläging über Zellstrukturdesign und warum klassische Hierarchien für moderne Wertschöpfung nicht mehr geeignet sind.

Was ist Zellstrukturdesign?

Zellstrukturdesign ist ein dezentrales Organisationsmodell, das Unternehmen dabei hilft, komplexe Strukturen aufzubrechen und wertschöpfungsorientierter zu arbeiten. Statt klassischer Abteilungen und Hierarchien gibt es Zellen – kleine, autonom agierende Einheiten, die direkt für den Kunden arbeiten. Dieses Modell orientiert sich an erfolgreichen Unternehmen wie Handelsbanken, DM-Drogeriemarkt oder Toyota.

Niels Pfläging beschreibt Zellstrukturdesign als eine Sozialtechnologie, die auf Prinzipien der Dezentralisierung und Selbstorganisation basiert. Diese Organisationsform ist Open Source und steht allen Unternehmen zur Verfügung, die bereit sind, ihre Strukturen radikal neu zu denken.

Warum klassische Hierarchien nicht funktionieren

Die meisten Unternehmen sind in funktionalen Silos organisiert – es gibt Abteilungen für Marketing, Vertrieb, IT, Buchhaltung und viele andere. Diese Struktur führt dazu, dass Wertschöpfung nicht optimal fließt, weil sie durch Schnittstellen und Bürokratie behindert wird.

Zellstrukturdesign setzt genau dort an: Wertschöpfung beginnt in der Peripherie, also dort, wo das Unternehmen mit dem Kunden in Kontakt steht. Die zentrale Verwaltung (Zentrum) soll nur die notwendigen Services bereitstellen, die von den Zellen eigenständig eingekauft werden. Dadurch erhalten Teams echte unternehmerische Verantwortung und Kontrolle über ihre eigenen Ressourcen.

Zellen statt Abteilungen – ein radikales Umdenken

Zellen sind die kleinsten organisatorischen Einheiten eines Unternehmens. Jede Zelle besteht aus einem autonomen, cross-funktionalen Team, das eigenständig agiert. Diese Teams entscheiden, welche Dienstleistungen sie benötigen und kaufen diese von der Zentrale ein – ähnlich wie ein Unternehmen, das externe Anbieter beauftragt.

Das bedeutet:

  • Keine Budgetvorgaben durch das Management
  • Keine künstlichen Hierarchien
  • Direkte Verantwortlichkeit für Wertschöpfung
  • Marktorientierung auch innerhalb der Organisation

Scrum und Zellstrukturdesign – Wie passt das zusammen?

Wer agile Methoden wie Scrum kennt, wird viele Parallelen zu Zellstrukturdesign erkennen. Während Scrum ein Framework für die agile Entwicklung von Software ist, beschreibt Zellstrukturdesign die übergreifende Organisationsstruktur eines Unternehmens. Scrum-Teams können sich als Zellen verstehen, die eigenverantwortlich handeln und mit anderen Zellen kooperieren.

Ein wichtiger Unterschied: In Zellstrukturdesign übernehmen Teams nicht nur die Entwicklung, sondern auch betriebswirtschaftliche Verantwortung. Das bedeutet, dass ein Scrum-Team nicht nur Software entwickelt, sondern auch Rechnungen stellt, Kundenbeziehungen pflegt und unternehmerische Entscheidungen trifft.

Die Peripherie hat die Macht – Ein Paradigmenwechsel

Eines der zentralen Prinzipien von Zellstrukturdesign ist, dass die Peripherie die Macht hat. Die Teams, die direkt mit Kunden arbeiten, sind für den Umsatz verantwortlich und entscheiden selbst, welche internen Dienstleistungen sie einkaufen. Dadurch entsteht ein völlig neuer Anreizmechanismus: Die Zentrale muss wertvolle Services anbieten, um von den Peripherie-Teams nachgefragt zu werden.

Vorteile dieses Ansatzes:

  • Kundenorientierung wird gestärkt
  • Entscheidungen werden schneller getroffen
  • Interne Ressourcen werden effizienter genutzt
  • Unternehmen werden widerstandsfähiger und anpassungsfähiger

Fazit – Ist Zellstrukturdesign die Zukunft?

Zellstrukturdesign ist eine radikale Abkehr von klassischer Unternehmensführung. Es erfordert ein Umdenken auf allen Ebenen und stellt traditionelle Machtstrukturen in Frage. Die Vorteile sind jedoch enorm: Unternehmen werden flexibler, innovativer und wertschöpfungsorientierter.

Niels Pfläging sieht Zellstrukturdesign nicht nur als eine mögliche Alternative, sondern als eine notwendige Entwicklung für Unternehmen, die in einer komplexen Welt erfolgreich sein wollen.

Weiterführende Informationen

Mehr über Zellstrukturdesign gibt es unter zellstrukturdesign.de. Das Buch „Zellstrukturdesign“ von Niels Pfläging und Silke Hermann ist beim Vahlen Verlag erhältlich und gibt einen tiefen Einblick in das Konzept und seine Anwendung.

Du kannst Niels auch auf LinkedIn oder Xing finden, wenn du mit ihm in Kontakt treten möchtest.

Links und Ressourcen

Hast du Fragen oder Erfahrungen mit Zellstrukturdesign? Dann schreib mir gerne oder diskutiere mit uns in den Kommentaren!

Ich freue mich schon auf die nächste Episode mit Niels Pfläging, in der wir das Thema weiter vertiefen!

Dein agilophiler Frank

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