agilophil Podcast Folge 65: Zellstrukturdesign – Interview mit Niels Pflegling Teil 2

Zellstrukturdesign in der Praxis – Teil 2 mit Niels Pfläging

In dieser Episode des Agilophil Podcasts setzen wir unser spannendes Gespräch mit Niels Pfläging über Zellstrukturdesign fort. Nachdem wir in der letzten Folge geklärt haben, was Zellstrukturdesign ist, gehen wir nun einen Schritt weiter: Wie kann man es in der eigenen Organisation einführen? Welche Herausforderungen gibt es? Und warum ist es oft nur eine Frage des „Freiklopfens“ bestehender Strukturen?

Warum ist Zellstrukturdesign wichtig?

Jede Organisation arbeitet bereits in einer Art Zellstruktur – sie ist nur oft von Hierarchien, Abteilungen und Prozessen überlagert. Zellstrukturdesign hilft dabei, die echte Wertschöpfung freizulegen, Teams autonom und effizient zu organisieren und Unternehmen anpassungsfähiger zu machen.

Wie führt man Zellstrukturdesign in einem Unternehmen ein?

Laut Niels Pfläging ist der Prozess klar strukturiert und kann in 8 bis 10 Wochen umgesetzt werden. Dazu braucht es:

✅ Klärung der Geschäftstätigkeit – Was ist unser Business? Welche Prinzipien sind uns wichtig?
✅ Identifikation der Zellen – Welche Teams brauchen wir? Wer gehört in welche Zelle?
✅ Gestaltung der Nahtstellen – Wie kommunizieren und kooperieren die Zellen untereinander?
✅ Finanzielle Transparenz – Jede Zelle hat eine eigene Gewinn- und Verlustrechnung.
✅ Schrittweise Umsetzung – Die neue Struktur geht live und die Teams gewöhnen sich an die neue Arbeitsweise.

Startups vs. große Unternehmen – Wo ist Zellstrukturdesign einfacher?

Während Startups oft „auf der grünen Wiese“ starten können, müssen etablierte Unternehmen bestehende Strukturen aufbrechen. Die größte Herausforderung liegt dabei in den mentalen Barrieren: Das Auflösen traditioneller Abteilungsgrenzen und das Zulassen dezentraler Entscheidungen.

Ein bekanntes Beispiel ist die Transformation von Zappos, die nach gescheiterten Holacracy-Experimenten auf Zellstrukturdesign setzten. Auch Unternehmen wie Gore-Tex haben lange erkannt, dass ab einer gewissen Größe Zellteilungen sinnvoll sind, um Agilität zu bewahren.

Wie organisiert man Zellen?

Das Herzstück jeder Zelle ist das Team – typischerweise nicht größer als 7-9 Personen. Die Zusammensetzung folgt einer klaren Logik:

🔹 Cross-funktionale Teams – Diversität bringt bessere Ergebnisse
🔹 Vermeidung von Abteilungsdenken – Wertschöpfung steht im Mittelpunkt
🔹 Autonomie und Verantwortung – Teams regeln ihre internen Abläufe selbst

Die Einführung von Zellstrukturdesign ist weniger ein „Umbau“, sondern eher eine Wiederentdeckung bestehender Strukturen. Entscheidend ist, dass die Teams sich nicht zufällig bilden, sondern gezielt anhand der benötigten Kompetenzen und Rollen.

Finanzen, Transparenz und Kontrolle ohne Hierarchie

Einer der größten Unterschiede zu traditionellen Organisationen ist der Umgang mit Finanzen und Steuerung. Jede Zelle arbeitet unternehmerisch, hat eigene Kennzahlen und trägt Verantwortung für ihren Erfolg. Das bedeutet:

📌 Keine zentralen Budgets – Stattdessen klare Zuordnung von Einnahmen und Ausgaben
📌 Volle Transparenz für alle Teams – Jedes Team sieht seine eigene wirtschaftliche Lage
📌 Zentrale Steuerung wird überflüssig – Entscheidungen passieren dezentral durch Vereinbarungen zwischen Teams

Ein Praxisbeispiel ist das Unternehmen Porath Customs Agents, das nach der Umstellung auf Zellstrukturdesign exakte Transparenz über alle Geschäftsbereiche erhalten hat. Diese Klarheit hilft nicht nur dem Management, sondern auch den einzelnen Teams, ihre Leistung und Kostenstrukturen besser zu verstehen.

Fazit: Zellstrukturdesign als Alternative zu Skalierungsframeworks

Für Agilisten, Scrum Master und Organisationsentwickler bietet Zellstrukturdesign eine echte Alternative zu klassischen Skalierungsmodellen. Es vermeidet komplexe Hierarchien, setzt auf einfache Prinzipien und gibt Unternehmen eine Struktur, die mit der Marktdynamik mitwächst.

Links und Ressourcen

Hast du Fragen oder Erfahrungen mit Zellstrukturdesign? Dann schreib mir gerne oder diskutiere mit uns.

Dein agilophiler Frank

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