OpenSpace Beta - Silke Hermann

agilophil Podcast Folge 68: OpenSpace Beta – Interview mit Silke Hermann, Teil 1

OpenSpace Beta: Organisationsentwicklung neu gedacht – Frank Hampe mit Silke Hermann (Teil 1)

Was ist OpenSpace Beta und warum ist es relevant?

In dieser Podcastfolge spreche ich mit Silke Hermann über das Konzept OpenSpace Beta. Gemeinsam mit Nils Pfläging hat sie mehrere Bücher zu neuen Organisationsformen geschrieben und stellt hier eine Methode vor, mit der Unternehmen sich in nur 90 Tagen transformieren können.

OpenSpace Beta verbindet zwei entscheidende Elemente:

  • OpenSpace als eine bewährte Großgruppenmethode, mit der viele Menschen selbstorganisiert an relevanten Themen arbeiten.
  • Beta als Organisationsform, die Selbstorganisation stärkt und Hierarchie- und Kontrollstrukturen ablöst.

Warum ist das wichtig? Viele Unternehmen sind zu langsam, zu starr und haben Schwierigkeiten, sich in einer dynamischen Umwelt weiterzuentwickeln. OpenSpace Beta bietet einen pragmatischen Ansatz, um Organisationen schneller und effizienter in Richtung Agilität und Selbstorganisation zu transformieren. Dabei geht es nicht um bloße Theorie, sondern um eine praxisorientierte, umsetzbare Methode, die Unternehmen in kurzer Zeit strukturell verändern kann.

Wie funktioniert OpenSpace Beta?

Das Konzept basiert auf einer 90-Tage-Transformation, die klar strukturiert ist:

  • Eine erste OpenSpace-Veranstaltung mit einer breiten Beteiligung der Mitarbeitenden sorgt für den Auftakt. Hier werden die relevanten Themen gesammelt, die für die Transformation entscheidend sind.
  • In der folgenden Zeit arbeiten Teams dezentral und eigenverantwortlich an den wichtigsten Themen der Transformation. Dies geschieht in interdisziplinären Gruppen, die flexibel und eigenverantwortlich arbeiten.
  • Eine zweite OpenSpace-Veranstaltung schließt den Prozess ab und reflektiert, welche Fortschritte gemacht wurden. Hier werden Ergebnisse zusammengeführt, Erfolge gefeiert und offene Themen identifiziert.

Ein zentrales Prinzip ist die Timebox: In genau 90 Tagen soll eine grundlegende Transformation vollzogen werden, um die oft erlebte „Versandung“ von Change-Prozessen zu vermeiden. Durch diese enge Begrenzung entsteht ein klarer Fokus, der Organisationen ermöglicht, schnell und zielgerichtet Veränderungen umzusetzen.

Die Rollen im OpenSpace Beta-Prozess

Wie in agilen Methoden gibt es auch in OpenSpace Beta klare Rollen:

  • Sponsor: Eine hochrangige Person in der Organisation, die den Prozess möglich macht und den Schutz für die Transformation bietet. Der Sponsor setzt den Rahmen und sorgt dafür, dass OpenSpace Beta ernsthaft umgesetzt wird.
  • Zeremonienmeister: Eine externe oder interne Person, die dafür sorgt, dass die Methode eingehalten wird und den Rahmen sichert. Diese Person fungiert als methodischer Begleiter, ohne selbst inhaltlich einzugreifen.
  • Führungskräfte: Sie müssen eingebunden werden, aber nicht im klassischen Sinne steuern. Vielmehr geht es darum, dass sie als Unterstützer agieren und Mitarbeitende ermutigen, Verantwortung zu übernehmen.
  • Reputationsträger & Fachkräfte: Menschen mit hoher Expertise, die entscheidend zur inhaltlichen Qualität der Transformation beitragen. Sie bringen ihr Wissen aktiv ein und helfen, wichtige Themen weiterzuentwickeln.
  • Externe Coaches (optional): Diese werden punktuell zur Unterstützung einbezogen, wenn es um Fachfragen oder Konfliktmoderation geht. Ihr Einsatz ist gezielt und zeitlich begrenzt, um unnötige Abhängigkeiten zu vermeiden.

Warum funktioniert OpenSpace Beta?

Ein entscheidender Erfolgsfaktor von OpenSpace Beta ist, dass es kein top-down durchgesetzter Change-Prozess ist. Stattdessen sind von Anfang an alle relevanten Akteure beteiligt, wodurch eine hohe Akzeptanz und intrinsische Motivation geschaffen wird.

Silke beschreibt eine spannende Geschichte: In einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hatte das Management erst ein Jahr lang versucht, eine Fusion vorzubereiten – ohne echten Fortschritt. Ein einziger OpenSpace-Tag mit 500 Mitarbeitern lieferte bessere Ergebnisse als das ganze Vorbereitungsjahr. Das zeigt: Wenn Menschen selbst die Verantwortung für ihre Organisation übernehmen, entstehen wirkliche Fortschritte.

Unternehmen, die OpenSpace Beta nutzen, erleben oft einen Kulturwandel. Mitarbeitende gewinnen an Eigenverantwortung und Motivation, weil sie aktiv an der Veränderung beteiligt sind. Statt Veränderung über lange Zeiträume hinweg von oben nach unten zu kaskadieren, wird sie von innen heraus in kürzester Zeit lebendig.

Fazit: Warum OpenSpace Beta eine Revolution für Unternehmen ist

  • OpenSpace Beta ist die Antwort auf starre, ineffiziente Change-Prozesse.
  • Unternehmen können sich in nur 90 Tagen radikal transformieren.
  • Die Methode stellt die Menschen und ihre Kompetenzen in den Mittelpunkt.
  • Hierarchie wird durch echte Zusammenarbeit und Selbstorganisation ersetzt.
  • Die Transformation erfolgt schneller und nachhaltiger als bei herkömmlichen Methoden.
  • Mitarbeitende sind aktiver in den Veränderungsprozess eingebunden und übernehmen Verantwortung.

In der nächsten Folge gehen wir noch tiefer darauf ein, wie genau OpenSpace Beta in der Praxis umgesetzt wird. Dabei beleuchten wir konkrete Erfolgsbeispiele und geben Tipps, wie Unternehmen OpenSpace Beta für sich nutzen können.

Links und Ressourcen

Bleib dran für Teil 2!

Dein agilophiler Frank

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