Team Velocity

agilophil Podcast Folge 81: Was bedeutet Velocity in Scrum?

Sinn und Unsinn der Team Velocity – Was misst sie wirklich?

In dieser Episode des agilophil Podcasts spreche ich über ein Thema, das oft zu Missverständnissen zwischen agilen Teams und dem Management führt: Die Team Velocity.

Viele kennen den Begriff aus der agilen Entwicklung, aber nicht jeder versteht ihn richtig. Deshalb geht es heute darum:

✅ Was ist die Velocity und wie wird sie berechnet?
✅ Warum misst sie nicht die Leistung eines Teams?
✅ Welche Missverständnisse entstehen zwischen Teams und Management?
✅ Warum sollte die Velocity nicht als KPI für das Management genutzt werden?
✅ Wie kann sie stattdessen dem Team helfen, bessere Planungen zu machen?

Was bedeutet Team Velocity eigentlich?

Velocity bezeichnet die Summe an Storypoints, die ein Team in einem Sprint abschließt. Sie misst nicht, wie viel Arbeit ein Team leistet, sondern wie viel Nutzen für den Kunden oder das Unternehmen geschaffen wird.

Dabei gibt es zwei Sichtweisen:
1️⃣ Die Velocity misst, wie viel Nutzen ein Team in einem Sprint liefert.
2️⃣ Die Velocity misst die Fähigkeit eines Teams, Ideen in neue Funktionen umzusetzen.

Auf den ersten Blick scheinen diese Aussagen ähnlich, aber es gibt einen entscheidenden Unterschied:

➡ Definition 1 betrachtet auch Bugfixes, Refactorings und andere Arbeiten, die keinen direkten neuen Funktionsumfang schaffen, aber dennoch einen Mehrwert für den Kunden oder das Unternehmen haben.

➡ Definition 2 hingegen fokussiert sich nur auf die Entwicklung neuer Features – also auf den reinen funktionalen Fortschritt.

Das bedeutet: Jedes Team sollte für sich definieren, welche Sichtweise es verfolgt. Doch egal für welche Definition sich ein Team entscheidet – Velocity ist keine Vergleichsgröße zwischen Teams!

Missverständnisse und toxische Management-Sichtweise

Häufig wird die Velocity fälschlicherweise als Produktivitätsmaßstab genutzt, etwa um Teams untereinander zu vergleichen. Doch das ist problematisch, denn:

❌ Unterschiedliche Teams haben unterschiedliche Storypoint-Bewertungen.
❌ Vergleichbare Velocity-Zahlen existieren nur, wenn Teams exakt gleich bewerten (was nie der Fall ist).
❌ Eine höhere Velocity bedeutet nicht automatisch bessere Leistung.

Viele Manager neigen dazu, aus schwankenden Velocity-Zahlen falsche Schlussfolgerungen zu ziehen:

🚨 „Team A hat eine höhere Velocity als Team B – Team B muss sich verbessern.“
🚨 „Die Velocity schwankt – das Team arbeitet unstrukturiert!“
🚨 „Unser Ziel ist es, die Velocity zu steigern.“

Diese Denkweise ist toxisch, weil sie den Sinn der Velocity missversteht. Denn Teams haben viele Gründe für schwankende Zahlen:

✔ Neue Teammitglieder
✔ Krankheitsausfälle oder Urlaub
✔ Arbeit an Legacy-Code
✔ Technische Schulden und Bugfixing
✔ Neue Herausforderungen und unbekannte Themen

Das Team kennt diese Faktoren und kann sie in der Sprint-Planung berücksichtigen. Ein Manager sieht nur Zahlen – und zieht oft die falschen Schlüsse.

Warum Velocity kein Management-KPI ist

Richtig eingesetzt, kann Velocity einem Team helfen, sich selbst zu verbessern. Sie dient dazu, realistische Sprint-Planungen zu ermöglichen und zu verstehen, wie viele Storypoints ein Team typischerweise in einem Sprint umsetzen kann.

Doch wenn Velocity als KPI für das Management genutzt wird, führt das oft zu falschen Anreizen:

❌ Teams könnten Storypoints künstlich hochsetzen, um ihre Velocity zu steigern.
❌ Der Fokus könnte sich von Qualität zu Quantität verschieben.
❌ Der Druck, die Velocity konstant zu steigern, kann zu ungesunden Arbeitsbedingungen führen.

Wofür ist die Velocity wirklich da?

Richtig genutzt, hilft die Velocity dem Team, sich selbst zu verbessern. Sie dient als Orientierung für realistische Sprint-Planungen:

🎯 Können wir unsere geplanten Storypoints zuverlässig umsetzen?
🎯 Welche Muster erkennen wir in unserer Arbeitsweise?
🎯 Wo können wir Abläufe optimieren, um verlässlicher zu werden?

Aber: Die Velocity gehört ins Team – und nicht auf ein Management-Dashboard!

Fazit: Vertrauen statt Kontrolle

Die Velocity ist ein internes Planungsinstrument – kein Maßstab für Leistung oder Vergleichbarkeit. Wer sie falsch interpretiert, riskiert Konflikte, Demotivation und ineffektive Maßnahmen. Wer sie richtig nutzt, kann Teams unterstützen, verlässlicher zu planen und langfristig besser zu werden.

Ressourcen und Empfehlungen

💡 Was sind deine Erfahrungen mit der Velocity? Lass uns gerne darüber sprechen!

Dein agilophiler Frank

Weitere Episoden des agilophil Podcasts findest du auf der Übersichtsseite Podcast.